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    • Du hast insofern nicht unrecht, als dass Dostojewski gegenüber der katholischen Kirche und dem Judentum einen deutlichen, teils radikalen Standpunkt vertritt. Für mich sind in der Erzählung des Großinquisitors die Schattenseiten der katholischen Kirche in einer Prägnanz und Klarheit dargestellt wie sonst nirgends. Und dass das Judentum nicht nur freundliche Seiten hat, da werden ihm unter anderem viele Millionen Palästinenser zustimmen.
      Ich hoffe, ich trete dir jetzt nicht zu nahe, Neo, aber in der Radikalität des Be- und Aburteilens stehst du ja Dostojewski in nichts nach, während bei ihm doch deutlich mehr Urteilsgrundlage vorhanden ist.
    • Zum heutigen Internationalen Frauentag eine passende Empfehlung: Auf Einladung der Arts Society des Newnham College sprach die englische Schriftstellerin Virginia Woolf (1882 - 1941, Autorin etwa von Orlando oder Mrs. Dalloway) im Oktober 1928 über das Thema „Frauen und Literatur“. Anstatt die mutmaßlichen Erwartungen ihres weiblichen Publikums zu bedienen und sich über Jane Austen, die Brontë-Schwestern oder Fanny Burney auszulassen, sprach sie auf der Metaebene über die Bedingungen, unter denen Frauen schreiben bzw. über Jahrhunderte am Schreiben gehindert wurden. Ihre Überlegungen wurden im Jahr darauf unter dem berühmten Titel A Room of one's Own als Buch veröffentlicht, das auch nach wiederholtem Lesen voller Feuer steckt. Woolf kommt zum Ergebnis, dass es für den künstlerisch-schöpferischen Prozess des sprichwörtlichen eigenen Zimmers bedarf sowie der Zeit und Muße für sich selbst, abseits der Werke der Daseinsvorsorge und Kindererziehung. In England wie in Kontinentaleuropa öffneten sich die Hochschulen erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Frauen, und auch das nur sehr zögerlich. Frauen wurden eben ge/verheiratet, da war eine eigene höhere Bildung nur störend bis überflüssig.

      So ist Woolfs Frage nach einer Schriftstellerin vom Range Shakespeares zu Zeiten Shakespeares eine rhetorische: ungeachtet einer möglichen Ausnahmebegabung analog zu der William Shakespeares, hätte keine Frau zu Beginn des 17. Jahrhunderts die soziale Freiheit gehabt, etwa Lyrik zu verfassen und zu publizieren. Schreiben war den Männern vorbehalten, wie überhaupt jede Form des Wirkens in der Öffentlichkeit. Und wenn doch einmal eine Frau Literatur zu Papier brachte, dann ohne Resonanz oder Anerkennung oder unter männlichem Pseudonym. Woolf zu Folge hielten die Bestrebungen, Frauen aus der Sphäre der Kunst und Kultur herauszuhalten, bis weit ins 19. Jahrhundert an. Ihr Essay schließt mit einer Elegie an Shakespeares jung verstorbene Schwester, stellvertretend für die Unbekannte Dichterin: „Ich glaube fest, daß diese Dichterin, die nie ein Wort schrieb und an einem Kreuzweg begraben wurde, immer noch lebt. Sie lebt in Ihnen und in mir, und in vielen anderen Frauen, die heute abend nicht hier sind, denn sie waschen das Geschirr ab und bringen die Kinder zu Bett. Aber sie lebt; denn große Dichterinnen sterben nicht; sie sind weiterhin anwesend; sie brauchen nur die Gelegenheit, leiblich unter uns zu wandeln.“

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      Virginia Woolf: Ein eigenes Zimmer, Frankfurt/Main 2007
    • Die sa he mit palästina hat nix mit dem judentum zu tun, es sei den du vertritts die lächerlich schwachsinnige ansicht, die juden seien kein volk sondern eine religion, aber egal...man kann auch nicht sagen, dass eine religion fehlerhaft ist, nur die kirche kann es sein, die religion rechtfertig t sich selbst und kann nicht in richtig und falsch eigeteilt werden aber egal...aber dostojewskij achreibt sehr viel darüber wie die schönheit die welt retten soll, nur eben auch darüber wie hässlich der mensch ist, obeohl er wei. Das alles schön ist und gott alle liebt und alles voller nächstenliebe und so bla bla bla , jedenfalls war er allen menschen mit ausnahme der russen ,sehr feindselig gesinnt, deutsche mochte er zuweilen ja auch nicht komunisten waren für ihn idioten und liberale noch schlimmer, also er hatte ein komisches menschenbild...
    • war nee Häßliche zeit damals da waren Liberale nicht das was man heute drunter versteht alles war in Umbruch. War ganz schön verrückt .Sollte man im Konsenz sehen, sonst können Bücher falsch verstanden werden und Autoren auch.(Dosto schwere kost)
    • In meiner Eigenschaft als Landschaftsgärtner
      habe ich mich jetzt folgendem Buch zugewendet ;)

      Peter Tompkins / Christopher Bird

      Das geheime Leben der Pflanzen

      Durch wirklich bahnbrechende wissenschaftliche Versuche
      wurde inzwischen bewiesen, was Außenseiter unter den Pflanzenforschern
      schon vor Jahrhunderten zu behaupten wagten:
      Pflanzen reagieren wie Menschen.
      Sie haben Gefühle und Erinnerungsvermögen,
      nehmen optische und akustische Eindrücke wahr
      und unterscheiden zwischen Harmonie und Dissonanzen.
      In Experimenten wurden Pflanzen an empfindliche Messgeräte angeschlossen.
      Diese Geräte zeigten an,
      das Pflanzen erschreckt reagieren, wenn sie sich bedroht fühlen
      und freudig, wenn sich ihnen ein Freund näherte.

      Die Entdeckung der Pflanzen als beseelte Lebewesen
      und ihrer physischen und emotionalen Beziehung zum Menschen
      eröffnet atemberaubende Perspektiven für unser gesamtes Naturverständnis.

      Was wir über die * Blumensprache * wissen,
      wie ihre Bio-Signale zu verstehen sind
      und wie all diese revolutionierenden Erkenntnisse
      sich praktisch nutzen lassen,
      haben die Autoren in diesem Pionierwerk
      über die neue Wissenschaft
      von dem Verhalten der Pflanzen
      hier erstmals dargestellt.....

      Fischerverlag ISBN 978-3-596-21977-3
      ;) 8 Euronen & 95 Cent
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Das macht mir Freude, dass dieser Thread immer noch weiter verfolgt wird und User hier ihre momentane Lieblingslektüre nennen. Ich stöbere hier sehr gerne. Ich habe mich zur Zeit an Marcel Proust großes Werk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" herangewagt. Und ich muß sagen, es gefällt mir außerordentlich gut. Er ist einfach ein Meister der Detailbeschreibungen und man hat selber tatsächlich das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt, wenn man in seinem Werk liest. Ich hatte den Gedanken, dass der heutige Mensch nicht mehr so sehr viel auf Details schaut, alles ist so überflächlich und schnelllebig geworden. Uns Proust erinnert daran in seinem Werk, jedenfalls mir ergeht es so, dass es ganz sicher eine Bereicherung wäre und ist, seine Welt an sich und insgesamt die ganze Welt wieder genauer in Augenschein zu nehmen.
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • lottelenia schrieb:

      Das macht mir Freude, dass dieser Thread immer noch weiter verfolgt wird und User hier ihre momentane Lieblingslektüre nennen. Ich stöbere hier sehr gerne. Ich habe mich zur Zeit an Marcel Proust großes Werk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" herangewagt. Und ich muß sagen, es gefällt mir außerordentlich gut. Er ist einfach ein Meister der Detailbeschreibungen und man hat selber tatsächlich das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt, wenn man in seinem Werk liest. Ich hatte den Gedanken, dass der heutige Mensch nicht mehr so sehr viel auf Details schaut, alles ist so überflächlich und schnelllebig geworden. Uns Proust erinnert daran in seinem Werk, jedenfalls mir ergeht es so, dass es ganz sicher eine Bereicherung wäre und ist, seine Welt an sich und insgesamt die ganze Welt wieder genauer in Augenschein zu nehmen.


      Ja, großartig! Auch wenn ich nicht alles kenne. Aber allein, wie hier Erinnerung und Erfahrung reflektiert und eine Sprache dafür gesucht und zumindest teilweise gefunden wird, hat mich sehr beeindruckt. Die Formel vom Sagen des Unsagbaren löst sich teilweise ein.
      Ich lese aktuell (seit heute Morgen) Schöne Freunde von Arno Geiger. Sprachlich sperrig, aber interessant. Inhaltlich kann ich noch gar nicht viel sagen.
    • Sebastian Fitzek - Nachtwandler. Phänomenaler Psychothriller der seinesgleichen sucht. Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes der schlafwandelt und dabei auf mysteriöse Dinge in seinem Haus stößt. Habs jetzt zur Hälfte durch. Ist irre spannend und man mag es am liebsten nicht mehr aus der Hand legen.
    • Der Chlorgeruch klebt überall, in der Halle sowieso, aber auch auf der Haut, im Haar, in der Kleidung und selbst in der Seele. So ist das nach fast drei Jahrzehnten regelmäßigen, intensiven Schwimmens. Die Kanadierin Leanne Shapton gehörte in ihrer Jugend zu den besten Schwimmerinnen ihres Landes und nahm an den Qualifikationen für die Olympischen Spiele 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona teil. Über die Monotonie und die Passion des täglichen Trainings hat sie ein Buch mit dem meditativ sprechenden Titel „Bahnen ziehen“ verfasst.

      Sie erzählt vom frühen Aufstehen gegen 4:30, um noch vor der Schule ins Becken zu tauchen, von Knieproblemen als Brustschwimmerin, vom Carboloading mit Riesenportionen Spaghetti, von Mannschaftswettkämpfen und Trainingslagern, vom Fluten der Endorphine, von der Angst so vieler Leistungsschwimmer vor dem offenen Meer und von der Erkenntnis, dass es zur Spitze für sie nicht ganz reicht. Jetzt, 20 Jahre später, arbeitet Shapton als Malerin und schwimmt nurmehr zum Vergnügen. Ihr Buch ist dabei weniger ein Protokoll des Drills, vielmehr eine Sammlung sprunghafter Geschichten über das Erwachsenwerden und das Bewahren ihrer ersten Liebe zum Schwimmen, das sie als Kommunikation erlebt. In der lautlosen Welt unter Wasser sind es die Leiber in ihren funktionalen Anzügen, die unvermittelt Aussagen treffen über Haltung, Eleganz und Zielstrebigkeit.

      Leanne Shapton stellt ihren Texten Fotos ihrer zahllosen Badeanzüge und Gemälde ehemaliger Teamkameraden, schwimmender Körper in den vier Lagen und etlicher Bäder, die sie auf Reisen aufgesucht hat, an die Seite. Je tiefer man ins Wasser taucht, desto mehr Farben werden im schwächer werdenden Licht verschluckt, am Ende vor dem Überhandnehmen der Finsternis bleibt Blau, Nachtblau. Kein Wunder, dass Shapton ihre Bilder meist in dunkelblauen, kräftigen Pinselstrichen malt. Wer dem Zauber der Bewegung verfallen ist, wird beim Lesen von „Bahnen ziehen“ den Impuls verspüren, ins nächste Becken zu springen und los zu schwimmen, dabei die Wenden zählend im Rhythmus der Arm- und Atemzüge. Das Glück liegt in der Wiederholung.

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      Leanne Shapton: Bahnen ziehen, Berlin 2012, Suhrkamp
    • Die Furcht des Weisen Teil 1und2 von Patrick Rothfuss

      Ich habe beide Bände jetzt fertig gelessen.
      Es bleibt beim "Naja geht so"

      Vieleicht mag ich auch die Art und Weise des erzählens nicht.
      Der Protagonist der Handlung erzählt dem Chronisten seine Lebensgeschichte, da weiß man egal wie es im Buch auch zugehen mag er schaft es.
      Das zweite was ich sagen muß ist die Geschichte hat keinen Tiefgang nichts dunkles oder Geheimes was sich entwickelt.
      Da kann der Autor sich bei andern wie Brandon Sanderson eine Scheibe abschneiden.
      Die Geschichte ließt sich wie ein Abenteuer-Roman.
      Schon spannnend und gut geschrieben nur wie sagt man ist es eher "leichte Kost" für zwichendurch.
      Der Protagonist gerät wie durch Zufall von einem Abenteuer zum nächsten.
      Und kommt natürlich dank seiner Begabung und seines Tallentes immer gut davon.
      Die Fortsetzung so es eine gibt werd ich mir wahrscheinlich dennoch holen, in der Hoffnung das am Ende doch noch irgendwo der
      "Aha" Effekt kommt.


      Ich würde bis jetzt die Bücher nicht unbedingt weiterempfehlen wollen

      mfg skeptiker
    • Beweise?

      Wenn Dir aber mein Wort reicht.
      "Ich habe den Beitrag nicht abgeschrieben sondern selbst verfaßt"

      Jedwede Ähnlichkeit mit andern Kommmentaren in Amazon oder sonstwo kann ich natürlich nicht ausschließen.
      Ansonsten bitte ich noch an meinen Beitrag bis auf das Schlußwort komplett zu löschen.
      Aber warum sollte ich?
      Ich habe es selbst geschrieben und nicht kopiert!

      Warum sollte ich auch abschreiben?
      Ich schreib noch nicht mal Buchrezensionen auf Amazon wo ich die Bücher kaufe und mit Sternen bewerte.
      Ich lese mir schon die Rezensionen durch aber nur vor Buchkauf als Entscheidungshilfe ->kaufen/nicht kaufen.
      Ich weiß das meine Rezensionen hier nicht so super sind wie andere.
      Aber ich habe sie alle selbst geschrieben und dazu stehe ich auch!

      Bis du jetzt auch einer von diesn Plagiatsjägern geworden Peter oder hast du nur zu viel Freizeit? :evil:
      Grüße Andrei

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von skeptiker333 ()

    • im moment lese ich den schneemann von bo nesbo. mein erstes buch von ihm, mit dem ich auch nicht so warm werde, wie all den mankells und sjöwall/ wahlöös zuvor.

      daher möchte ich gern ein paar empfehlungen von büchern loswerden, die ich früher mal gelesen habe und beschränke mich dabei auf vielleicht etwas unbekanntere werke. hesse, böll und irving haben hier wahrscheinlich schon die meisten mit gewinn
      gelesen.



      h.rosendorfer, briefe in die chinesische vergangenheit

      fällt sicher nicht in die kategorie unbekannt. ich kann es trotzdem nicht auslassen.



      a.perez-reverte, der club dumas, der fechtmeister, das geheimnis der schwarzen dame.

      in spanien ist er vielleicht einer der größten autoren der gegenwart.
      der club dumas würde mit j.depp unter dem titel die neun pforten von
      polanski verfilmt. leider kommt der film nicht an das buch heran. der
      letzte titel, das geheimnis der schwarzen dame, ist etwas für
      schachspieler.



      i.yalom und nietzsche weinte, die rote couch

      yalom ist ein psychologieprofessor, seine arbeit in romanen thematisiert.



      j.hines, die goblins

      tolkien und auch martin kennen hier sicher alle. hines setzt als
      psychologe zwar andere schwerpunkte wie innenansichten der charaktere,
      religion und humor, kann aber aus meiner sicht mithalten.



      a.barrico seide

      einfach eine kleine perle.



      l. de creszenco

      also sprach bellavista, die geschichte der griechischen philosophie

      populärwissenschaftliche abhandlungen mit viel humor.



      g.belli, bewohnte frau

      dieser roman liegt mir sehr am herzen, weil er sich mit südamerika
      befasst und sehr bildhaft die konflikte beschreibt, die menschen in
      terrorsystemen zu erleiden haben.



      g.belli, die verteidigung des glücks

      ihre autobiographie. besonders spannend für mich eine kleine facette:
      wie sie als aufgeklärte, emanzipierte frau beschrieb, wie sie der macht
      und deren sexuellen anziehung erlag.



      zum schluss noch meine 2cents zur kindle-diskussion:

      hörbücher rocken.
    • Zuletzt: Fabian von Erich Kästner (ganz wunderbare Großstadtliteratur der 2. Generation); Der Hals der Giraffe von Judith Schalansky (Nicht uninteressant, aber vor allem sprachlich zu bemüht, Literatur für den Deutschunterricht)

      Aktuell: Tynset von Wolfgang Hildesheimer
      So gut, dass ich erst am Ende meiner Lektüre etwas dazu sagen kann.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von surreal ()

    • Zum 10. Mai 1933

      Es vergingen nur gut drei Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, bis das Terror-Regime zum ersten drastischen Schlag gegen die Intelligenz ausholte. Am 10. Mai 1933 wurden im Rahmen der „Aktion wider den undeutschen Geist“ in zahlreichen deutschen Universitätsstädten die Bücher missliebiger Literaten, Dramatiker und Wissenschaftler verbrannt; dieses gewaltige Autodafé wurde vordergründig von Studenten organisiert und durchgeführt, gebilligt und offen befürwortet aber wurde es vom Preußischen Kultusministerium und vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Die Nationalsozialisten, denen alles Intellektuelle, Urbane und Avantgardistische unverständlich und deshalb verhasst war, „säuberten“ die öffentlichen Bibliotheken von den Büchern jüdischer, marxistischer, pazifistischer und liberaler Autorinnen und Autoren (insgesamt über 400) und warfen diese ins Feuer. Um nur die bekanntesten Namen zu nennen: Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Sigmund Freud, Magnus Hirschfeld, Irmgard Keun, Else Lasker-Schüler, Rosa Luxemburg, Klaus Mann, Karl Marx, Carl von Ossietzky, John Dos Passos, Bertha von Suttner. Zahlreiche der Genannten gingen postwendend ins Exil, ein beispielloser Aderlass des Geistes setzte ein.

      Zu den Verfemten und Vertriebenen zählte auch Anna Seghers (eigentlich Netty Reiling), geboren 1900 in Mainz, gestorben 1983 in Berlin. Die promovierte Kunsthistorikerin war Mitglied im Bund proletarisch revolutionärer Schriftsteller sowie der KPD und lehrte mit ihrem Ehemann Laszlo Radvanyi an der Marxistischen Arbeiterschule in Berlin. Für ihre Erzählung „Der Aufstand der Fischer von St. Barbara“ erhielt sie 1928 den Kleist-Preis. 1933 emigrierte sie über die Schweiz und Paris nach Mexiko, 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet. Von 1952 bis 1978 war sie Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR, wo ihre Werke zum Kanon der Schullektüre zählten. Anna Seghers liegt begraben auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.

      Ihr berühmtestes Buch „Das siebte Kreuz“ entstand im Pariser Exil von 1937 bis 1939, der Text erschien erstmals 1942 in einer englischen und deutschen Ausgabe. Es beschreibt die Flucht von sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager im Rhein-Main-Gebiet, von denen sechs umgehend wieder eingefangen werden. Dem siebten Mann, einem Kommunisten, gelingt mit Hilfe einiger Unterstützer im Untergrund die endgültige Flucht aus Deutschland; das für ihn vorgesehene Kreuz auf dem Lagerplatz, an dem er wie die anderen sechs Flüchtlinge gemartert werden soll, bleibt leer. Das Buch, als wirkmächtige Repräsentation der Emigrationsliteratur bereits 1944 in Hollywood verfilmt, ist inhaltlich dem Sozialistischen Realismus verpflichtet und nimmt formal Anleihen bei der jungen Montagetechnik; es sollte der Intention seiner Autorin nach zeigen, dass es neben dem mörderischen Hitler-Faschismus auch ein anderes, besseres Deutschland gab, für das zu kämpfen es sich lohnte: „Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlen auch, daß es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“

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      - Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Ein Roman aus Hitlerdeutschland, 8. Auflage Berlin 1997, Aufbau Taschenbuch Verlag
      - Werner Treß (Hg.): Verbrannte Bücher 1933. Mit Feuer gegen die Freiheit des Geistes, Bonn 2009, Bundeszentrale für politische Bildung