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    • Wow, Lene,

      das war ja eine wirklich bemerkenswerte, sehr persönliche Buchrezension. Thea Dorn oder Felicitas von Lovenberg
      hätten es nicht besser machen können.

      Vielleicht solltest du dir mal überlegen, dich als Co-Moderatorin von Denis Scheck für die ARD-Sendung "druckfrisch"
      zu bewerben.

      Mach weiter so. Alles Gute für 2017!

      :) HaJo :)
      :) Schachspieler sind glückliche Menschen. :)
    • lottelenia schrieb:

      Nun noch ein paar schöne Sätze aus ihrem Buch:)
      *Wenn du niemanden hast, kannst du alle lieben*
      *Wenn man niemanden hat, ist jeder ein möglicher Liebster*
      *Wie kommt es, dass wir uns der Liebe zu einem Menschen erst richtig bewusst werden, wenn er nicht mehr ist*
      *Sei sicher, dass du recht hast und mach weiter*
      *Ich überlegte, was es hieß, sechsundsechzig zu sein,*
      *Der Traum muss sich dem Leben fügen*
      *Entdecke die Wahrheit deiner Situation. Mache dich unerschrocken auf den Weg*
      *Im Lauf der Zeit werden wir oft eins mit denen, die wir früher nicht verstanden*
      *Das Einsamste auf der Welt ist, darauf zu warten, dass man gefunden wird*

      Viele schöne Sätze sind zu finden in ihrem Buch über ihr Erlebtes, worüber es sich lohnt, nachzudenken. Ein schönes Buch, ein gutes Leben, eine grossartige Künstlerin, für die es sich lohnt, ein wenig mehr über sie zu erfahren.

      Viel Spaß beim Lesen:)
      Patti Smith
      M Train - Erinnerungen -

      ich habe dies Buch an einer Sängerin verschenkt (leider kein Feedback bis jetzt erhalten) und bin noch nicht zum Nachkauf gekommen, doch deine Beschreibung und diese Worte machen echt Lust drauf.... ;)
      Patti sah ich LIVE.... es war genauso gut wie ihre Worte..... erdig, ehrlich, ehrvoll..... schön, dass sie ein solch toller Mensch zu scheinen tut.....

      Thx für deine Beschreibung

      ich erlaube mir für dich mal ihr Buchcover hier reinzustellen
      einmal gentle - immer gentle
    • Wie schon in vorvorvorPost :D :whistling: erwähnt erwartet mich das Buch -> Schlump v. Hans Herbert Grimm
      Thema: der kleine Mann als Soldat im 1. Weltkrieg.... keine Kriegsverherrlichung, sondern eher zum nachdenken anregend.... ein junger Mann der neben dem Krieg die Liebe kennenlernt und darin genauso herumirrt wie in den Schlachtfeldgräben..... Es wird ja gemunkelt, dass der Schriftsteller seine eigenen Erlebnisse hier niederschrieb..... Das Buch wurde von den Nazis verboten und er versteckte es im Mauerwerk seines Hauses.... es ist wohl erst vor kurzem wieder entdeckt worden und jetzt eben als Wiederveröffentlichung zu bekommen....

      einmal gentle - immer gentle
    • Sirrdatha schrieb:

      Danach gehts weiter mit:Daniel Wolf
      Das Gold des Meeres
      Nach Salz der Erde und Licht der Welt
      ist das Gold des Meeres eine schöne Fortsetzung.
      So mag ich das.
      Bernstein habe ich in Ostfriesland früher viel gesammelt.
      Bin sozusagen steinreich. ^^
      Früher konnte man Bernstein vermehrt an Kiesgruben finden.
      Während der Herstellung der A31 wurde viel Sand gebraucht.
      Das war meine Hochzeit. Voll im Goldrausch.
      Habe damals gelegentlich auch Bernstein Schleif- Workshops gegeben.
      Bernstein schleifen macht sehr viel Spaß.
      Ich schleife ihn gemäss seiner jeweiligen Form
      immer mit Kanten. Das gibt ihm mehr Feuer.
      Anbei ein Foto von meinem Bernsteinen
      die ich für Schleifworkshops zur Verfügung gestellt habe.

      Das Foto ist vom Künstlertreffen auf Schloss Vellexon (F)
      Dateien
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Man kann über Andre Heller ja denken, was man möchte, er sei selbstverliebt, arrogant oder beherrschend gewesen. Jedenfalls konnte man solche Vorwürfe im Laufe seines Lebens immer mal wieder in einigen Blättchen lesen. Mir war das egal. Ich geb auf solche Äusserungen nichts. Ich kann es ja auch nicht beurteilen, ich kenn ihn ja nicht persönlich. Aber viele seiner geschaffenen Werke, die für mich ein kleines Wunderwerk an Kreativität, Einfällen und Sternenblitze in den tristen Alltag der Kulturwelt waren. Nur mal an die grossartige Erschaffung des Circus Roncalli, der aus seiner Idee hervorgebracht wurde, gedacht. Ich erinnere mich noch genau an die ersten Vorstellungen damals in Köln. Verzauberung und Magie pur, die den Menschen für Stunden den Alltag vergessen liessen und ihn in eine Welt der Phantasie unddes Zaubers mitgenommen haben. Für mich war das jedenfalls so. Oder an die grossartigen Feuerwerke, z.B. in Lissabon 1983, der Sturz der Träume vor dem Berliner Reichstag 1984, die ich leider natürlich nur im Fernsehen sehen konnte, aber dennoch das Wunder erfahr- und erfühlbar für mich war oder an seine Kristallskulpturen, die einen haben staunen lassen. Diese grossen Werke haben möglicherweise immer auch ein wenig verdeckt, dass er in Wahrheit ein grosser Poet war und ist, wie man in vielen seiner, teils auch autobiografischen Erzählungen, entdecken konnte.,

      Nun hat Heller einen wunderbaren Roman geschrieben
      *Das Buch vom Süden *

      Er erzählt die Geschichte des Protagonisten Julian Passauer, der kurz nach dem zweiten Weltkrieg in Wien, geboren wird. Eine Familiengeschichte wie man sie sich selber wünscht gehabt zu haben. Sein Vater Zoologe und Botaniker bekleidet das Amt des Vizedirektors des Naturhistorischen Museums. Das heimische Domizil der Familie liegt in einem Trakt des alten Schlosses Schönbrunn in Wien. Dort wächst Julian auf. Und Julian hört und sieht immer wieder, wie sein Herr Papa niemals vergisst und ja daran leidet, dass das alte Österreich von1918 die südlichen Regionen an der Adriaküste verloren hat. Nur dort sei für Julians Papa das Leben möglich gewesen, unter den Zypressen, dem Licht und der Wärme der Sonne des Südens und der Leichtigkeit der Menschen, die dort in bunter Vielfalt miteinander und beieinander lebten. Julian erfährt eine ausgedehnte Bildung im Hause seiner Familie, in denen auch ständig imposante und vom Aussterben bedrohte Originale der Menschheit aus einer andere Welt, ein - und ausgehen und Julian Einblicke in eine Welt voller Wissen, Farben und Weisheiten geben. So z.B. Graf Eltz, der einmal in der Runde einer kleinen Familienfeier sagt, so ein Exemplar Mensch wie er sei, würde nicht mehr erzeugt werden und Ersatzteile gäbe es leider auch nicht mehr. Immerhin wird er, wie beim Lesen des Buches erfahren wird, dieser wunderbare Graf Eltz fast 100 Jahre alt, bevor er sich selber aus dem Leben davon stiehlt, weil er der Auffassung war, alles erlebt und gesehen zu haben und es einfach genug sei. Immer wieder wirft Graf Eltz einen Spruch oder Satz über das Leben an Julian, der für ihn nachdenkenswert, selbst in seinen noch kindlichen Jahren bewahrt wird und an die er sich in seinem Leben immer wieder erinnern wird.

      Seine Kindheit ist trotz der Melancholie seines Vaters ob der verlorenen Rettung des Lebens im Süden jedenfalls eine Kindheit, wie man sie sich nur wünschen könnte. Behütet, umsorgt, verständnisvoll und vor allen Dingen fördernd in seiner Entwicklung zu einem ganz eigenständigen, freien Menschen. Mich hat schon ein wenig ein kleiner Seufzer hie und da erwischt. Schnell kam mir der Gedanke, was hätte aus Menschen alles werden können, wenn sie eine solche Kindheit gehabt hätten. Aber letzten Endes soll sich der Mensch ja nicht daran aufhängen, an solchen Gedanken, wichtig ist, dass er das geworden ist, was er ist und dass dieses Sein für ihn stimmig ist und er sich ein Freund seiner selbst sein kann.

      Julian jedenfalls entwickelte Kreativität nicht nur im praktischern sondern auch in seinem späteren Lebensstil. So hat er sich mit 9 Jahren schon einen eigenen Privatweltatlas geschaffen mit 127 Ländern und 31 Kontinenten , dazu Flaggen und Wappen erschaffen und sogar Nationalhymnen erfunden, die er abends vor dem Einschlafen immer wieder sang, bis sein Vater ihm den Mund mit einer Pfingstrose stopfen musste,-)

      So gehen wir mit Julian durch seine Kindheit spazieren, erleben mit seine erste Freundschaft, die wohl auch die einzige wirkliche Freundschaft seines Lebens bleiben wird. Für mich nicht verwunderlich, denn wirkliche echte Freunde findet der Mensch nicht oft. Vor allen Dingen hat er es schwerer, wenn sein Leben eine gewisse Eigenbrödelei aufzeigt und er nicht dem allgemeinen Lebensstil- und Auffassung der Menschen in seinem Umfeld entspricht.

      Und genauso zu so einem Eigenbrödler entwickelt sich Julian trotz der wunderbaren Kindheit und der Liebe seiner Eltern zu ihm im Laufe seiner Lebensjahre. Auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens und vor allen Dingen auf der Suche nach der Erkenntnis aller Dinge dieser Welt, die geschehen sind und die zwischen den Menschen weben, bleibt er mehr oder weniger für sich, stets nie unzufrieden, aber auch nicht voll überbordender Dankbarkeit, wie ihm in späten Lebensjahren einmal seine Hausangestellte, eine kleine weise junge Frau aus Äthiopien sagen wird, was ihm dann sehr zu schaffen macht. Es sei ihm alles zugefallen, sagt er, er habe sich nie anstrengen müssen. Vielleicht ist das der Grund, so denkt er, dass diese tiefe Dankbarkeit an ein augenscheinlich zumindestens auch äusserlich geglücktes Leben nicht in ihm wohnt.

      Ich dachte jedenfalls so, denn wenn der Start ins Leben mit viel Dunkelheiten und Schwerem belastet ist und sich ein Weg ständig erkämpft werden muss, wenn es nichts gibt, worauf der Mensch zurückgreifen kann, sich alles neu erdenken, erschaffen, suche muss, dann ist die Dankbarkeit für das, was gefunden wird, ein Riesenschatz.

      Julians finanzielle Unabhängigkeit jedenfalls resultiert aus einem lange Jahre anhaltenden Beruf als Profipokerspieler. Nie hätte ich beim Lesen des ersten Drittel des Buches gedacht, dass aus diesem so interessierten und schlauen Kerlchen Julian im Alter eines jungen Mannes ein Pokerspieler wird,-) Und so erfahren wir natürlich auch etwas über die Weisheiten des Pokerspiels, die Julian von einem Meister seines Faches beigebracht wird und ihn dazu bringen, dass sein Leben durch den Verdienst im Spiel bis auf sein Ende hin immer finanziell sorglos bleiben wird.

      Nun...ich will wie immer nicht den ganzen Roman erzählen, jedenfalls ist das Leben Julians äusserlich und innerlich voller Reichtum und es fällt leicht, sich in ihn hineinzuversetzen, in sein Denken und Fühlen für diejenigen, die in ähnlicher Weise durchs Leben gehen,-)

      Und wie sonst auch bin ich beim Lesen dieses Buches immer sehr aufmerksam darauf bedacht gewesen, Sätze zu finden, die mich zum Nachdenken bringen über das Geschriebene und die mir eine Sichtweise auf Dinge geben, die ich selber vielleicht noch nicht entdeckt habe.

      Hier einige dieser kleinen Sätze und Lebensweisheiten als Vorgeschmäckle:

      *Einem begabten Kind, darf man jede Wahrheit zumuten, aber keine einzige Lüge *
      *Ich glaube für einen Menschen genügt es völlig, wenn er wirklich liebt*
      *Schwindel erfasst dich immer, wenn du dich selber beschwindelst*
      *Es gibt Millionen von Wundern auf dieser Welt, an die wir uns gewöhnt haben, so dass wir sie für Normalität halten*
      *Der Krieg bringt in jedem Menschen das Äusserste heraus*
      *Abseits von allen Weltkriegen, ist zu denken an die Stammeskriege, und blutigen Revolutionen, die Eifersuchtskriege, die Ehekriege, die Geschäftskriege, die Kriege im eigenen Körper, Wissenschaftskriege, Neidkriege und weiss der Teufel noch, welche Kriege alle*
      *Ich mag alle Menschen, die etwas ganz eigenes wollen, die meisten wollen ja immer das gleiche*
      *Alles ist schön, wenn man es nur mit interessierten Augen betrachtet und den Einfallsreichtum im Bereich der Formen vergnügt bewundert*
      *Man ist gut beraten, wenn man sich in beinahe jeden Menschen zu erkennen und wenn möglich zu respektieren weiß*
      *Man lebt am besten, wo sich´s am besten leben lässt und selten ist das dort, wo man geboren wird*
      *erkenne dich im anderen. In jeder fremden Person, auf die man stößt, gilt es, eine Übereinstimmung mit der eigenen Person zu finden*
      *Nicht ich habe eine Traurigkeit, sondern die Traurigkeit hat mich*

      So, jetzt höre ich auf, aber verweise, es gibt vieler dieser schönen Sätze zu finden. Und ja, vielleicht kommt der Gedanke beim Lesen auf, dieser Julian Passauer ist fast schon ein Heiliger. Aber nein, heilig wollte Julian nie werden, denn schon früh hat er erkannt, dass der schnellste Weg zumindestens in die katholische Heiligkeit das Hinnehmen von Qualen jeglicher Art war, von der Vierteilung, der Verbrennung auf dem Scheiterhaufen und dem aufs Rad Gespanntwerden bis zur Abwehr der süssestens und sinnlichsten Versuchungen, vom publikumsumjubelten Tod als Löwenfutter im römischen Kollosseum bis zum Blutschwitzen und Erleiden dfer Wundmale Crhsti am eigenen Leib. So war für Julian klar, nein, heilig wollte er auf keinen Fall werden,-)

      Ein wunderbares Buch, einer Familiengeschichte, einer Zeitepoche, einer Homage an die Stadt Wien und die Region des Südens, voller Humor, selbst über die schrecklichsten Geschehnisse dieser Zeitepoche und der Menschen, die sie entfacht haben.

      Als Andre Heller sein fertiggeschriebenes Buch seiner Mutter an ihrem 101.ten Geburtstag vorlegte, sagte diese: "Ich hoffe, du hast all dies ursprünglich mit einer Füllfeder geschrieben. Die Buchstaben lieben nämlich Füllfeder" :) Schön, nicht wahr:)

      Viel Vergnügen allen, die dieses Buch zur Hand nehmen:)

      *Das Buch vom Süden *
      Andre Helller
      Zsolnay Verlag
      - 978-3-552-05775-3
      24,90 Euro
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.
    • Ajahn Brahm - Die Kuh die weinte
      Ein inspirierendes und erbauendes Buch,
      voll mit Geschichten von Liebe, Hoffnung,
      Glück und der Überwindung von Leiden.
      Mit erfrischendem Einfühlungsvermögen kratzt Ajahn Brahm an eingefahrenen Überzeugungen
      und begegnet unseren kleinen Schwächen und Marotten mit entwaffnendem Humor.
      So regt jede dieser 108 kurzen Erzählungen dazu an, innezuhalten,
      um über den eigenen Lebensweg nachzudenken.
      In 'Die Kuh, die weinte' finden sich 108 buddhistische Geschichten,
      die vom Glück und dem Weg zu ihm erzählen,
      wobei Betrachtungen über Schuldgefühle,
      Loslassen, Angst, Schmerz, Wut, Vergebung u.m. helfen,
      Glück aus einer neuen Perspektive zu sehen.....
      Dateien
      Ich bleibe auf dem Teppich meiner Möglichkeiten und hoffe das er fliegen lernt.
    • Nein - ich werde hier kein Buch anpreisen und andere mit meinem schlechten Geschmack langweilen,
      ich werde es nur beschämt erwähnen...^^
      Denn in der Regel findet ein Buch stets mich, nicht ich das Buch.

      Ja und gekauft habe ich mir also die neueste Ausgabe der Bibel,
      was nicht bedeutet, das ich sie auch komplett lesen werde...^^
      Und nein...ich habe nichts mit der Kirche, dem Glauben oder ähnlichen Gebrechen zu tun.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von RitterHank ()

    • Älg schrieb:

      Warum hat das Buch Dich gerade jetzt gefunden?
      He He... das würde mich dann ja auch mal interessieren.... :rolleyes:

      ich habe gerade beendet.... -> American Gods von Neil Gaiman
      Director´s Cut Version (wusste bisher gar nicht, dass es so was auch bei Bücher gibt ^^ )

      Die alten Götter geraten in Vergessenheit und werden durch die neuen abgelöst.... oder doch nicht... !!??
      sehr gut geschrieben und ein aktuelles Thema.... auch wenn es schon mehr als 10 Jahre alt ist.... lohnenswert.....
      auch für Bibelleser / Verweigerer :D

      einmal gentle - immer gentle
    • Einen 863 Seiten langen Roman in die Hand zu nehmen, dazu gehört schon fast Mut, dachte ich jedenfalls, als ich auf Nathan Hill und seinen Roman *Geister* stieß. Ich ermutigte mich und sagte mir ok, wenns langweilig wird, kannste ja quer lesen und paar Seiten überschlagen,-)

      Meine Befürchtungen jedoch lösten sich schon beim Lesen der ersten 30 Seiten auf. Ich traf auf eine unfassbar grossartige Erzählkunst, die mich sofort in die Geschehnisse bzw. die Leben der Protagonisten hineinzog.

      Es ist ein Roman der über das Scheitern des Lebens erzählt. Es sind die Geister der Vergangenheit, die, wenn sie nicht bezwungen und zurückverwiesen werden an den Ort, wo sie hingehören, das Leben und die Bewegungsfähigkeit behindern können. Das geht so lange, bis an einen Punkt gekommen wird, wo man gezwungen wird, sich diesen Geistern zu stellen, sie aufzuspüren um ihnen endlich den Garaus zu machen. So jedenfalls habe ich es empfunden am Ende des Buches.

      Und sicher kann Niemand aus seinem eigenen Leben nicht auf irgendwelche Geister der Vergangenheit zurückgreifen, die ihm heute hin- und wieder immer noch das Leben schwer machen. Ich jedenfalls nicht.

      Die Geschichte beginnt mit einem recht harmlosen Attentatversuch auf einen rechtspopulistischen Gouverneur aus Wyoming. Unfassbar beim Lesen dieses Ereignisses und den folgenden, wie prophetisch Hill gewesen ist, als hätte er schon vorab vom Wahlsieg Trumps gewusst. Eine ältere Frau wirft diesem Gouverneur namens Packer, eine Handvoll Kieselsteine während einer Wahlveranstaltung ins Gesicht.

      Diese Frau ist die Mutter Samuels, einem Englischlehrer und gescheiterten Schriftsteller, die ihn als 11jährigen Jungen aus heiterem Himmel verlassen hat. Er hatte nie wieder Kontakt zu ihr. Nun erfährt er, dass diese Attentäterin des Gouverneurs seine Mutter ist. Aufgefordert von ihrem Anwalt, er solle einen Brief an den Richter schreiben, der zugunsten ihrerseits ausfallen soll, damit das Strafmaß gemildert wird, besucht er sie nach langer Zeit. Im Grunde steht für ihn aber fest, einen Brief will er nicht schreiben und schon gar keinen positiven. Er hat es nie verwunden, das Alleingelassen worden sein von seiner Mutter. Ja, Rache ist sein Motiv. Endlich will er ihr es heimzahlen, für den Schaden, den sie in ihm und somit seinem Leben zugefügt hat.

      Aber es kommt ganz ganz anders. Samuel beginnt die Vergangenheit seiner Mutter zu entdecken, ihre Lebensgeschichte. Es treten weitere Figuren auf, die im Leben seiner Mutter, aber auch in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Und Kapitel für Kapitel webt sich alles zusammen. Ich will da nicht so viel verraten. Aber jede Geschichte der einzelnen Figuren ist so phantasiereich erzählt, dass aus jeder Figur und ihrem Leben ein Anteil am eigenen Leben entdeckt werden kann. Riesige Spannungsbögen, fast wie ein Krimi, so hab ich es empfunden, hat Hill meisterlich geschaffen.

      Hills Roman ist zugleich ein Erzählen amerikanischer Geschichte, ihrer Politik, der Hippiebewegung in den 60ern und den Protesten am damaligen Vietnamkrieg sowie dem gesellschaftlichen Mief in den Kleinstädten und die Weiterentwicklung der amerikanischen Gesellschaft.

      Hill zu jedem Themenbereich sehr gut recherchiert und es kann viel wissenswertes mitgenommen werden. So z.B. was mit Menschen passiert, die einer Spielsucht verfallen sind. Samuel selber verbringt in seiner aussichtslosen Lebenslage mehrere Stunden pro Tag mit einem Videospiel zu, dass er zwar selber als völlig blödsinnig erkennt, dennoch nicht herausfindet. Er selber ist nicht so stark von den Auswirkungen betroffen, da er ja noch im Berufsleben steht, aber eine Nebenfigur, von der Hill erzählt, geht an dieser Sucht fast zugrunde. Dazu bedient Hill sich geradezu eines umfangreichen Fachwissens, das er sich wohl während des Schreibens des Romans angeeignet hat.

      Ein wunderbarer Roman, der nun zu meinen Lieblingsbüchern zählt!

      Nathan Hill
      Geister
      Piper Verlag

      ISBN: 978-3-492-05737-0
      25,00 Euro
      Dateien
      Es war einmal ein Schiff,Befuhr die Meere alle Zeit,und unser Schiff, es hieß die Goldne Nichtigkeit.