Wolga-Gambit

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    • Wolga-Gambit

      Hallo,

      ich suche eine scharfe Eröffnung gegen 1.d4 und bin dabei auf das Wolga-Gambit gestoßen, das die Zugfolge 1.d4 Sf6 2. c4 c5 3. d5 b5 hat.

      Kennt jemand von Euch das Wolga-Gambit bzw. hat damit Erfahrungen gemacht ; wie schätzt Ihr diese Eröffnung ein ?

      Was empfiehlt Ihr ansonsten gegen 1.d4 ?
    • Das Wolga-Gambit ist auf Amateurebene sicherlich spielbar. Wie sich das auf Meisterniveau verhält, weiß ich leider nicht, aber ich bin von der Fianchetto-Variante mit Weiß gegen das Wolga-Benkö-Gambit überzeugt (siehe Awruch 1.d4 Band 2). Auf jeden Fall freue ich mich immer, wenn ich das Wolga-Gambit vorgesetzt bekomme.

      Ich selbst spiele gegen 1.d4 Königsindisch.
    • Ich spiele gegen d4 im Remissinne immer 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Le7 4.Sf3 Sf6 ( QGD )
      und im Gewinnsinne immer 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 ( Grünfeld-Verteidigung )
      Es gibt wirklich nur wenige korrekte Gambits ( Marshall-Gambit und Wolga... )
      Das Wolga-Gambit ist eine Eröffnung, die ich auch mal vielleicht spielen werde, jedoch hat Weiß Varianten, wie:

      Im Zugumstellungssinne sind Grünfeld und Königsindisch die besten Eröffnungen, da man einfach immer den gleichen Aufbau spielt, im Gegensatz zum Wolga und Budapester Gambit.

      Mfg
      endsp.
    • grafj8adoube schrieb:

      Das Wolga-Gambit ist auf Amateurebene sicherlich spielbar. Wie sich das auf Meisterniveau verhält, weiß ich leider nicht, aber ich bin von der Fianchetto-Variante mit Weiß gegen das Wolga-Benkö-Gambit überzeugt (siehe Awruch 1.d4 Band 2). Auf jeden Fall freue ich mich immer, wenn ich das Wolga-Gambit vorgesetzt bekomme.

      Ich selbst spiele gegen 1.d4 Königsindisch.


      Auf dem Großmeisterniveau ist das Benkö-Gambit auch absolut okay, wie etwa Magnus Carlsen bewiesen hat. Zwar mussten die Schwarzspieler auch immer mal wieder Niederlagen einstecken, aber das mussten sie sicher auch mit Slawisch, Königsindisch und co. Prozentual werden die Benkö-Partien aber wohl auf diesem Niveau häufiger an Weiß gehen. Da du das Awruch-Buch ansprichst, wirst du sicher bemerkt haben, dass es Awruch in einigen Varianten überraschend schwer fällt, einen Vorteil für Weiß nachzuweisen. Für einen Amateur ist es -vorausgesetzt er besitzt überhaupt Awruchs Buch- beinahe unmöglich alle Untervarianten bis zum 20. Zug oder weiter im Kopf zu behalten, um auch "sicher" einen Vorteil zu behaupten. Daher glaube ich dass es für Vereinsspieler sehr geeignet ist, einige Weißspieler werden sogar gar nichts vorbereitet haben.


      Zur Begriffsdiskussion unten: Vielleicht hilft der Begriff "gesund", denn "spielbar" ist alles was nicht forciert verliert und "korrekt" ist kein Begriff den man meines Erachtens im Zusammenhang mit Eröffnungen benutzen sollte, denn dann wäre wohl auch der Stonewall nicht korrekt, denn es gibt "die hard" - Weißspieler, die behaupten gegen diese Eröffnung ein += zu erreichen.

      "Gesund" trifft es vielleicht eher und das Wolga-Benkö-Gambit ist gesund und eine absolut vollwertige Eröffnung. Das Ryder-Gambit als Untervariante des Blackmar-Diemer-Gambit z.B. ist dagegen vermutlich kein gesundes Gambit.
    • Diese Großmeisterrepertoire-Bücher sind nicht gesund für uns "einfache" Vereinsspieler. Hab selber welche und komm damit kaum zurecht. Es mag zwar ein gutes Buch sein, aber es ist wirklich so, dass da 25 Züge ausanalysiert werden um am Ende += dastehen zu habe.
      Ich selber spiele mit Schwarz eig modernes Benoni, stelle aber gerade auf Königsindisch um (ist auch sehr Theorielastig, aber mit den STarting out Buch von Gallagher gehts sehr gut :thumbup: ) Das Problem was ich beim Wolga auf Vereinsebene sehe ist, dass man meistens nicht mit der Kompensation umgehen kann. Nehmen wir z.B das Göring-Gambit, Weiß hat die Initiative und bekommt schnell Angriff, was auf Amateurebene nicht selten spielentscheidend ist. Beim Wolga bekommt Schwarz zwar Angriff am DF aber Weiß sollte das verteidigen können, da sehr viele taktische Motive usw übersehen werden.
      Wenn du aktiv spielen willst ( wie ich. Ich strebe nach Sieg mit beiden Farben, nicht wie z.B Karpow: Remis mit Schwarz, Sieg mit Weiß) schau dir mal Benoni oder Holländisch an. Die Theorie ist nicht überwältigend, wie im Grünfeld- oder Königsinder.
      Ich würde allerdings deine Eröffnungen aufeinander einstellen, sozusagen Strukturen spielen. z.B Königsindisch, Benoni,Grünfeldindisch und Drache, Beschl. Drache, Pirc, Moderne Verteidigung
      oder Slawisch und Caro-Kann. Französisch und Holländisch/abgellehntes Damengambit. Nur um einige interessanten Kombinationen zu nennen. Ist natürlich kein muss. Aber ähnlich sollten sie schon sein. Ich kenne einen der spielt Französisch und Königsindisch => geschlossene Stellungen.
      Aber das nur am Rande.

      mfg Ente
    • Ich hab mir bei Shredder(Datenbank mit Großmeisterpartien) und auf der Schacharena mal angeguckt, wie viel % der Punkte weiß gegen einige der hier genannten Eröffnungen geholt hat. Hier ist das Ergebnis:
      Der erstgenannte Wert ist immer der von Shredder.
      • Damengambit (d4 d5 c4): 57,7%; 56,8%
      • Nimzoindisch (d4 Sf6 c4 e6 Sc3 Lb4): 54,3%; 50,2%
      • Modernes Benoni (d4 Sf6 c4 c5 d5): 58,2%; 46,1%
      • Grünfeldindisch (d4 Sf6 c4 g6 Sc3 d5): 55,7%; 53,8%
      • Königsindisch (d4 Sf6 c4 g6 Sc3 Lg7): 58,0%; 51,9%
      • Wolga-Benkö-Gambit (d4 Sf6 c4 c5 d5 b5):57,3%; 55,5%
      Das Wolga-Benkö sticht von den Werten jetzt nicht unbedingt heraus. Das sind zwar alles nur Statistiken, aber ich denke, sie zeigen, dass man den Kram nach heutigem Stand der Theorie durchaus spielen kann.
    • Wolga-Gambit

      Hallo!

      Ich finde das Wolga-Gambit stark, vor allem auf Amateurebene. Damit verfolgt Schwarz einen eindeutigen, klaren Plan der nicht so leicht zu widerlegen ist. Auch die Theorie ist leicht zu lernen. Ich habe schon vor Jahren beim Vereinsspiel damit viel Erfolg gehabt und spiele es bis heute.
    • Das Wolga-Gambit wird auch auf Top-Level durchaus gespielt, zur Zeit gerade in Biel in der Partie Wang Hao (2739) - Bologan (2732), in der Weiß mit dem Fianchetto-System erfolgreich war, und die auf der Turnierseite von Klaus Bischoff mit beiden Spielern analysiert wird.

      Wang, Hao (2739) - Bologan, Viktor (2732)
      45. Bieler Schachfestival, Runde 5, 27.7.2012




      Hier ein Einführungsartikel von Christian Wolbert: Das Wolga-Gambit - Ideen und Strategien.

      Meiner Meinung nach sind die Hauptvarianten gut genug, um Schwarz erhebliche Probleme zu stellen. Wer sich damit als Weißer nicht zufrieden gibt, sondern ganz ausgefallene Wege sucht, der wird vielleicht hier fündig: Gary Lane: The Kindergarten Attack

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • oh der Thread zum Wolgagambit ist mir noch garnicht aufgefallen.

      Hier meine persönliche Einschätzung und Erfahrungen mit der Eröffnung

      Vorrausetzungen:

      Ich würde die Eröffnung eher einem Taktiker empfehlen als einen Positionsspieler

      Vorteile:
      simpler Plan für schwarz
      angenehmes Spiel selbst wenn man die theoriezüge nicht kennt. (es reicht die Pläne zu kennen, dann findet man selbst die Züge)
      weiß muss genau spielen, da er sonst schnell verlieren kann
      Gegner kennen die Eröffnung in der Regel nicht
      Wer den Plan von Wolga kennt und verinnerlicht hat, kann auch bei Verzögerung trotzdem in de Regel nach d5 den bbauern geben.

      Nachteile:
      man hat lange einen Bauern weniger
      mir machen 1-3 Varianten von weiß etwas Sorgen (von denen 1 Variante in 2 von 50 Partien vorkommt.
      Die anderen beiden sehr scharfe Varianten sind mir in realen Partien noch nie über dem Weg gelaufen)
      Siegchancen für schwarz eigentlich nur möglich wenn weiß nicht exakt spielt. Sonst wird es in der Regel bestenhfalls Remis
      wird sehr selten angenommen

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gambitspieler ()

    • In Biel spielte Magnus Carlsen in der 8. Runde gegen Viktor Bologans Wolgagambit die klassische Hauptvariante. Für mich war in dieser Partie ein schwarzes Gegenspiel, das einen Bauern wert wäre, kaum erkennbar - ein Start-Ziel-Sieg für Weiß. Hier die Partie mit ein paar Anmerkungen, die zum Teil Carlsens Blog entnommen sind:

      Carlsen, Magnus (2837) - Bologan, Viktor (2732)
      Biel, 31.7.2012, 8. Runde



      1-0


      Wenige Tage zuvor war Carlsens gleichaltriger norwegischer Landsmann Jon Ludvig Hammer im Andorra-Open mit der gleichen Variante erfolgreich gewesen:
      Quelle: Norwegische Eröffnungswaffen

      Jon Ludvig Hammer (2638 ) - Arthur Kogan (2587) [A59]
      30th Andorra Open Erts-La Massana, 26.07.2012



      1-0

      In dem Thread Does 12.a4/Qe2 put the Benko out of business? auf chesspub.com werden schwarze Verbesserungsideen diskutiert. Auch in der Bundesligapartie Baramidze - Petrosjan stand diese Variante am 16.3.2013 zur Diskussion. Hier die kommentierte Partie: Bundesliga in Hamburg.

      Dieser Beitrag wurde bereits 15 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Die neue DVD von Alejandro Ramirez hat eine sehr positive Resonanz gefunden: Ramirez: Attacking with the Benko Gambit. Im Beispielvideo beschäftigt Ramirez sich mit der oben diskutierten klassischen Hauptvariante des Wolgagambits.

      Und hier eine Rezension von Johannes Fischer: Solides Bauernopfer: Das Wolga-Gambit

      Mittlerweile ist auch die zweite DVD herausgekommen: Attacking with the Benko Gambit - Part 2, in der sich Ramirez mit den weißen Abweichungen in den ersten Zügen beschäftigt und dem Schwarzen ein vollständiges Eröffnungsrepertoire an die Hand gibt. Im 14-minütigen Beispielvideo gibt er eine Empfehlung gegen den weißen Aufbau mit 1.Sf3 Sf6 2.c4.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Liebe Schachfreunde,



      auch ich habe mich mit dem Gedanken beschäftigt , das Wolga-Gambit zu spielen. Die Zugfolge der ersten 10-15 Züge ist ziemlich simpel und die entstehenden Mittelspielpläne mit Besetzung der a und b-Linie gut nachvollziehbar. Gerade gegen weisse "Klammerer" scheint es sinnvoll zu sein.

      VG

      Der Wunderapostel
    • Wolga-Gambit: Fianchetto-System

      Im Fianchetto-System wurde eine Aufstellung mit weißem Tb1 und b3 populär nach der Partie Kramnik - Topalov aus dem Jahr 2003:

      Kramnik, Vladimir (2807) - Topalov, Veselin (2743)
      Wijk aan Zee, Runde 10, 23.1.2003




      Seitdem ist diese Aufstellung häufig zu sehen und gilt als nachhaltige Bekämpfungsmethode des Wolgagambits. Allerdings werden diese beiden Züge (Tb1 und b3) normalerweise erst nach der kurzen Rochade gespielt. Merkregel ist, daß der Zug b3 erst gespielt werden sollte, wenn Schwarz seinen Damenspringer nach d7 entwickelt hat. Eine gängige Zugfolge ist



      mit sehr aussichtsreicher Stellung für Weiß. Ich glaube nicht, daß Schwarz hier ausreichende Kompensation für seinen Bauern hat.

      @Veiovis, dieselbe Stellung entstand bei Dir auch, aber bei Deiner Zugfolge hätte Schwarz eine vorteilhafte Möglichkeit gehabt, das etwas verfrüht gespielte b3 auszunutzen:



      mit sehr guter Stellung für Schwarz. Die weißen Bauernzüge a3 und b3 erweisen sich nun eher als Schwächung, Weiß ist mit seiner Entwicklung im Rückstand, und Schwarz übt gehörigen Druck auf das weiße Zentrum aus. So wäre Weiß nach dem naheliegenden Zug 13.e4 und der schwarzen Antwort 13.-e6 schon in großen Schwierigkeiten.

      GM Hendrik Danielsen hat auf dem Chessbase-Server eine sehr gute Videoserie zur Fianchettovariante gemacht, die er praktisch als Widerlegung des Wolgagambits ansieht. Wenn man die Serie ganz sehen will, muß man allerdings Premiumuser sein.
      videos.chessbase.com/PubPoint/…enko%20Gambit%20with%20g3

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