Zur Erinnerung an Marcel Duchamp

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    • Zur Erinnerung an Marcel Duchamp

      „Das Schachspiel ist schön im Bereich der Bewegung, nicht aber im visuellen Bereich. Denn diese Schönheit wird durch die imaginierte Bewegung oder Geste konstituiert, situiert sich also ausschließlich im denkerischen Bereich“ – So äußert sich der französische Maler, Grafiker und Aktionskünstler Marcel Duchamp (geboren 1887 in der Normandie, gestorben 1968 in Neuilly-sur-Seine), der in den 1920er und 30er Jahren für sein Heimatland bei fünf Schacholympiaden spielt. Seine Werke, die heiter die Grenzen der Kultur, des Konsums, der Medien und des Alltags ignorieren, bereiten den Weg für so unterschiedliche Akteure wie Joseph Beuys, Jasper Johns, Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely und Andy Warhol. Im Jahr 1912 entsteht sein kubistisches Gemälde „Akt, eine Treppe hinabsteigend“. Seine so genannten Ready-mades, etwa der Flaschentrockner (1914) und das Pissoirbecken (1917), sind Alltagsgegenstände, die er ihrer ursprünglichen Bestimmung entlehnt, signiert und des Ausstellens für würdig erklärt. Diese ironische Sicht auf das Verhältnis von Original und Kopie in der Kunst drückt sich auch in seiner „L.H.O.O.Q.“ von 1919 aus, einer spielerischen Verfremdung der „Mona Lisa“ Leonardos, der er auf einer Reproduktion einen Spitz- und Schnurbart ins Gesicht strichelt. 1921 posiert Duchamp als Frau und lässt sich unter dem sprechenden Pseudonym „Rrose Sélavy“ von Man Ray ablichten; das Photo ziert den von ihm im selben Jahr entworfenen Parfumflakon „La Belle Haleine“, der später Teil der opulenten Sammlung Yves Saint Laurents werden wird. Den Reiz des Schachspiels erklärt Duchamp wie folgt: „Eine Schachpartie ist eine visuelle und plastische Sache, zwar nicht geometrisch im statischen Sinn, dafür aber mechanischen Charakters, weil sich etwas bewegt; sie ist eine Zeichnung, eine mechanische Realität“. Bereits 1911 fertigt Duchamp mehrere Studien und Gemälde von Schachspielern an. Um 1930 entwirft er Modelle für Figuren für ein Demonstrationsbrett, 1932 gestaltet er das Layout eines Buches über Endspiele, das in Zusammenarbeit mit dem deutschen Großmeister Vitaly Halberstadt entsteht. Im 13. Arrondissement in Paris ist eine Straße nach Marcel Duchamp benannt.

      Zur Illustration seines für einen Amateur beachtlichen Spiels eine Partie gegen Savielly Tartakower, Paris 1929, die er durch sauberes Manövrieren remisieren kann:

      chessgames.com/perl/chessgame?gid=1601188