Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern

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    • Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern

      Trainingsbeitrag von GM Karsten Müller im Schach Magazin 64: Faszinierendes Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern

      "In Endspielen mit ungleichfarbigen Läufern muss man sich stets auf eine Überraschung gefasst machen. Mal ist eine Stellung trotz zweier Mehrbauern nicht gewonnen, mal ist ein Mehrbauer überhaupt nicht erforderlich, um doch ans Ziel zu kommen. In sehr oft vorkommenden Stellungen mit ungleichfarbigen Läufern besitzt eine der Seiten einen Bauern mehr und kommt trotzdem nicht weiter. Interessant wird es dann aber, wenn aufgrund unterschiedlich aktiver Könige Zugzwangsmotive auftauchen.

      Ein Paradebeispiel sehen wir in diesem Artikel. Er basiert auf Analysen von Remy Heimers (vgl. seinen Beitrag in der Februarausgabe), die der bekannte Endspielexperte GM Dr. Karsten Müller bearbeitete und noch weiter ausbaute. So ist dieser Trainingsbeitrag entstanden, ausgehend von der folgenden Stellung:"



      Remy Heimers - Stephen Burrows
      Vereinsturnier Königsfeld 2006
      Schwarz am Zug

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Hallo Judit_Polgar,

      der oben angegebene Link zeigt jetzt auf die Endspielanalyse aus dem aktuellen SM64-Heft (ein Bauernendspiel, das übrigens auch sehr instruktiv ist) und nicht mehr auf die Analyse zum Läuferendspiel, die in der Mai-Ausgabe war. Das Läuferendspiel scheint leider auch im Archiv nicht mehr vorhanden zu sein, ich konnte bisher jedenfalls nichts finden. Tut mir leid, damit hat sich natürlich auch das Diagramm erübrigt.

      Karsten Müller hatte anhand der Diagrammstellung typische Gewinnideen und Verteidigungsmotive in solchen Endspielen erläutert. Die Ausgangsstellung ist trotz des Mehrbauern nicht gewonnen für Weiß, zum Gewinn waren (lehrreiche) Fehler seines Gegners erforderlich.

      Falls ich die Analyse doch noch in den Archiven des SM 64 wiederfinden sollte, stelle ich den korrigierten Link hier ein.
    • Hallo Schroeder,vielen Dank für die flotte Antwort und Deine Bemühungen.Dass es für keine Seite einen erzwungenen Gewinn gibt,beruhigt mich schon,dann lag ich nicht so falsch. :rolleyes: Allemal ein interessantes Thema.Viele Grüße noch....
    • Schwarz hatte zuletzt Lf7 gespielt, diesen Zug habe ich in meiner Variante übersehen gehabt.

      Was nun?

      Ich erinnerte mich vage an die hohe Remistendenz ungleicher Läuferendspiele und wickelte in ein solches ab,in der Hoffnung,das Remis auch hinzubekommen.

      Wer möchte, kann ja mal ausgehend von der Stellung versuchen, es selbst hinzubekommen.
      Meinen Lösungsansatz habe ich in 2 getrennten Spoilern verdeckt.

      Weiß am Zug





      1. Schritt - Abwicklung in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel


      Spoiler anzeigen




      Das Läuferendspiel ist erreicht.
      Hätte sich Schwarz nicht auf den Turmbabtausch eingelassen,wäre es wohl schief gegangen.




      2. Schritt - Durchführung des Läuferendspiels

      Spoiler anzeigen



      Hier bot mir Schwarz Remis an.

      Das Prinzip war, mit dem Läufer immer auf den drei Diagonalen a3-b4 , b4-c3 und c3-h8 zu pendeln.
      Es war eine Mail-Partie.In einer Livepartie hätte ich das nie geschafft.




      Gruß
      dangerzone

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dangerzone ()

    • Bei ihrem Gewinn des "European Online Chess Club Cup" (EOCCC) vor wenigen Tagen haben die Schachfreunde Deizisau stärkste Konkurrenz hinter sich gelassen - das 15+5-Onlineturnier war zweifellos eine hochklassige Veranstaltung. Gute Gründe also für Karsten Müller, das umfangreiche Partienmaterial einer ausführlichen Sichtung zu unterziehen. Fündig geworden ist er dieses Mal speziell bei den Läufern: Unser Endspiel-Experte hat einen Läufer im "Gefängnis" entdeckt, einen anderen beim Kampf gegen feindliche Bauern beobachtet und stellt schließlich sogar fest, dass Endspiele mit ungleichen Läufern nicht immer remis enden müssen. EOCCC: Karsten Müllers Endspielnachlese

      Die drei analysierten lehrreichen Beispiele sind folgende:

      FM Kramer, Julian (2419) - WGM Skripchenko, Almira (2418)
      Hamburger SK - Cercle d'Echecs de Monte Carlo, Brett 4
      Stellung nach dem 61. Zug von Weiß



      Läufer im Gefängnis - Wie hätte Schwarz dafür sorgen können, daß die Kerkertore geschlossen bleiben?


      GM Socko, Monika (2421) - GM Engel, Luis (2553)
      Hamburger SK - Cercle d'Echecs de Monte Carlo, Brett 3
      Stellung nach dem 75. Zug von Schwarz



      Die für den FC St. Pauli in der 2. Bundesliga spielende Monika Socko stand hier vor einer schwierige Entscheidung: sofort den h-Bauern pushen oder sich erstmal mittels 76.Kf2 dem schwarzen d-Bauern widmen?



      GM Kryvoruchko, Yuriy (2699) - IM Nagy, Gabor (2509)
      Stellung nach dem 47. Zug von Weiß



      Hat Schwarz Zeit, mit 47.-Kf7 seinen Bauern zu decken, oder sollte er sofort mit 47.-a5 am Damenflügel lospreschen?
    • Ein interessantes Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ergab sich gestern in der Partie Niemann - Vidit im Fall Chess Classic Turnier (Gruppe A) in St. Louis, USA. Nach einem Turmtausch im 41. Zug hatte Vidit als Schwarzer einen Bauern auf dem Damenflügel mehr, mit 3 gegen 3 am Königsflügel.

      Normalerweise ist das klar Remis, aber hier war einer von Niemanns vorgepreschten Bauern am Königsflügel schwach (die bekannte 2. Schwäche, die man für einen Gewinn braucht). Daher kann dieses Endspiel durchaus einen Beitrag zur Theorie derartiger Endspiele bedeuten. Wie die Kommentatoren sagten, gingen die Computerbewertungen (Stockfish) zu diesem Zeitpunkt 'rauf und 'runter.

      Etwas später hatten sich die Bauern am K-Flügel reduziert zu jeweils einem Freibauern.
      Es kam also darauf an, ob der schwarze König zu seinen Freibauern durchbrechen oder durch das Zusammenspiel von weißem König und Läufer blockiert werden könnte.

      Hier machte Vidit im 64. Zug einen entscheidenden Fehler. An und für sich war die Gewinnvariante für einem GM nicht so schwer zu berechnen. Nach diesem Fehler konnte Niemann die Blockade erfolgreich aufrecht erhalten. Vidit versuchte einen Durchbruch lange, mit Remis nach Zug 103.

      Leider weiß ich nicht, wie man Partien einstellt ... Gespannt wäre ich auch auf eine Analyse, ob das Endspiel nach dem Turmtausch im 41. Zug tatsächlich bereits für Schwarz gewonnen war.
      Die Partie ist erhältlich über

      chess24.com/de/watch/live-tour…hess-classic-2022-a/7/1/5

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Manni5 ()

    • Danke!

      Zu Deinem Kommentar nach dem 42. Zug: Das hatten auch die beiden Kommentatoren diskutiert und als offen bezeichnet (!) . Die Idee ist, irgendwann b7-b5 zu ziehen. Nach axb6 stellt Schwarz den Läufer nach b7 und hofft auf seinen freien a-Bauern, mit Unterstützung des Königs.

      Stimme Dir aber zu - ich glaube auch nicht, dass das Gewinnchancen hat. Denn der schwarze a-Bauer kann durch den weißen Läufer blockiert werden, braucht also seinen König. Dann kann aber der weiße König zu den schwarzen Bauern am Königsflügel gehen, denn der Lb7 ist durch den Freibauern auf b6 abgelenkt.

      Nach b7-b5 ab6 gibt es, wenn ich nichts übersehe, sogar eine forcierte Variante zum Remis: Der weiße König geht nach a1, der Läufer bleibt auf c7. Schwarz kann nur voran kommen, wenn er g7-g5 zieht mit Abtausch eines Bauern. Danach opfert sich der weiße Läufer, denn der schwarze Läufer hat das falsche Eckfeld.

      Zum 64. Zug: genau. Eine Zugfolge bei Chess24 zeigt: Schwarz bricht zu seinem Freibauern b3 durch. Der Läufer geht nach h5 und so kommt der weiße K nicht an den Bh6. Einzige Möglichkeit: von hinten, via Ke5-f6. Dann spielt Schwarz Le8. Nun kann Weiß mit f7 den Läufer gewinnen, aber der König steht dann hinten und der weiße Läufer kann die beiden schwarzen Freibauern nicht aufhalten.
    • GM Karsten Müller beschäftigt sich in Der Durchbruch mit einem aktuellen Endspiel aus der Bundesliga-Begegnung SV Deggendorf - Münchner SC 1836:

      GM Delchev, Alexander (2503) - GM Saric, Ivan (2668)
      Bundesliga, 21.10.2022
      Stellung nach dem 40. Zug von Weiß



      Mit seinem letzten Zug vor der Zeitkontrolle muß Schwarz hier den Gewinnweg finden. Schwarz am Zuge gewinnt
    • Habe mir dieses Endspiel angesehen. In seiner Besprechung schreibt GM Karsten Müller zum 46. Zug. f5 !? : "der entscheidende Durchbruch".

      Danach entstehen mehrere Varianten. Ich frage mich, ob es diesen Durchbruch braucht, d.h. ob nicht einfach 46. ... f6 zur Entscheidung völlig ausgereicht hätte. Danach will der schwarze König zu seinem Freibauern a4 gehen, während sein Läufer den weißen König an die festgelegten weißen Bauern f3, g4, h5 bindet.

      Was kann Weiß machen? Ein Gegenangriff seines Läufers auf Bf6 oder Bh6 scheitert, da nach dem Schlagen der schwarze Freibauer Ba4 durch geht. Weiß könnte eine Vereinfachung mittels Kg3 und f3-f4xg5 machen. Dann entsteht eine Stellung, die auch in einer Variante der vorliegenden Partie entstehen konnte. Der weiße König kann in das Quadrat des Ba4 gehen, und die Läufer bedienen sich am K-Flügel bei den gegnerischen Bauern. Aber Schwarz behält dort dann einen Freibauern übrig. Dann kann Schwarz seinen Ba4 vorschieben, dadurch den weißen König ablenken und mit seinem König von b5 über c4 und d3 zu seinem neuen Freibauern am K-Flügel laufen, während sein Läufer den Bd5 deckt.

      Das wäre viel ruhiger und positioneller als 46. ... f5. Mir scheint, es reichen der Freibauer auf a4 und die "zweite Schwäche" -- die festgelegten weißen Bauern auf f3, g4, h5. Das ist ähnlich (mir scheint: leichter) wie im vorherigen Endspiel. Ich denke, der Festlegungszug 45. ... g5 hätte ein ! verdient.

      Sieht jemand, wieso dieses ruhigere Vorgehen scheitert?