Sokolski - Eröffnung

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    • Also ich spiele schon seit längerem regelmäßig b4, und ich habe jetzt zwar ein wenig auf andere Weißeröffnungen umgestellt, aber nicht weil es schlecht wäre, sondern weil die Stellungen mir irgendwann zu langweilig wurden.
      Was ich empfehlen kann ist das äußerst interessante
      1.b4 e5
      2.Lb2 Lxb4
      3. f4!?
      Die Idee ist, nicht nur den einen Zentrumsbauern zu tauschen, sondern auch noch den anderen, sich irgendwie übers Mittelspiel zu retten und im Endpiel einfach die Bauern im Zentrum zu nutzen.
      Eine Idee von Schwarz ist aber:
      3...exf4!?
      4. Lxg7 Dh4+
      5. g3 fxg3
      6. Lg2 gxh2+
      7. Kf1 hxg1=D+
      8. Kxg1

      Materiell ist es ausgeglichen (Turm gegen Springer und 2 Bauern), aber oft kann Weiß noch den Bauern h7 erhaschen.
      ...Lc5+ ist kein Problem, da man e3 oder sogar d4 spielen kann.
      Und die halboffene f-Linie dient oft der Dame als Angriffslinie.
      Ich habe in der Turnierpraxis erst einmal die Variante aufs Brett bekommen (öfter im Internet oder Blitz), und es lohnt sich einfach schon wegen dem Gesicht des Gegners :thumbsup:
      Es sei noch gesagt, dass man selbstverständlich den Vorteil hat, die Variante zu kennen (als Weißer) und deshalb schon mal den Wohlfühlfaktor auf seiner Seite hat, vor allem, da der Nachziehende ja versucht hatte, mit 2...Lxb4 größeren Komplikationen aus dem Weg zu gehen.

      Üblicher ist 3...d6
      4. fxe4 dxe4
      5. Lxe4
      und man hat beide Zentrumsbauern erstmal erobert.
      Fragen oder Anmerkungen können mir auch gerne als PN geschickt werden.
      Grüße,
      Armendariz
    • Dann ist das wohl doch nichts .... obwohl Miles die Partie ja sogar mit Schwarz gewonnen hat



      Das wäre jetzt meine Idee aber ich habe dieses Verfahren bis jetzt noch nie probiert ... wobei f6 vielleicht irgendwann Ärger machen könnte wenn Schwarz rochiert oder ? Er wird dann zwar Le6 spielen aber nunja ... die Diagonale könnte schwach werden

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Chessok ()

    • Gegen 1.b4 hat Schwarz eine breite Auswahl an guten Antworten zur Verfügung, die ihm zumindest bequemen Ausgleich versprechen. Eine davon ist der von Jeremy Silman in How To Meet The Polish and Grob empfohlene Aufbau



      Schwarz hat Raumvorteil und ein Vollzentrum errichtet. Dahinter kann er bequem seine Figurenentwicklung beenden, wie die von Silman kommentierter Partie Lalic - Uhlmann, Sarajevo 1980 zeigt. Weiß kämpft um den Ausgleich.

      Zwei weitere Ideen für Schwarz stellt FM Marc Lang in Kochr ezepte gegen die Abseitsfalle vor:
      a) Der zentrale Baumschüttler: 1...e5
      b) Die rechtsdrehende Konternuss: 1...c5!?

      Schlechters Unsterbliche, ein 1893 in Wien gespieltes Juwel der Schachgeschichte, beginnt mit 1.b4 e6 2.Lb2 Sf6 3.a3 c5. Die Partie wird im Video von Mato Jelic vorgestellt: Schlechter's Immortal: Bernhard Fleissig vs Carl Schlechter

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • ich verstehe die leute nicht die diese eröffnung spielen. meistens haben diese leute gegen einen gleichstarken nur = wenn nicht sogar =+ während man mit einer anderen eröffnung locker = meistens sogar += hat. mit b4 verschenkt weiß schon die chance auf eröffnungsvorteil. selbst wenn man keine lust hat viel theorie zu lernen ich kenn viele varianten die ich spiel auch net weiter wie bis zum 10. zug. man muss nur wissen wie man sich aufbauen muss. und das kann man auch mit etwas weniger zeitaufwand lernen. aufgrund solcher tatsachen würd ich von 1.b4 abraten.
      Meine DWZ liegt im moment bei 2009



    • Ich experimentiere gerade mal wieder viel mit Sokolski und bin dabei auf folgende Variante gestossen, die ich innig liebe, da sie mich an (mit schwarz) die scharfe Variante von franco-polnisch erinnert (1. e4 e6 2. d4 b5 3. Lxb5 Lb7 4. Ld3 f5 5. exf5 Lxg2 6. Dh5+ g6 7. fxg6 Lg7 8. gxh7 Kf8 u.s.w., hier übrigens zu empfehlen für weiß Sf3 anstatt den Bauern zu permutieren).

      Wer hat Erfahrung, wie schätzt ihr sie ein ? :rolleyes: :thumbup:
    • Vergleichen wir diese Variante mal mit der folgenden Variante aus der Owen-Verteidigung



      Hier ist 3.-f5? ein grober Eröffnungsfehler, der forciert verliert, wie schon Gioacchino Greco im Jahr 1620 zeigte (Details dazu siehe Thread Owen-Verteidigung).

      In der von LiMo vorgeschlagenen Sokolski-Version dagegen hat Schwarz
      a) noch nicht d7-d5 gespielt
      b) leistet der Läufer auf b4 nichts für den schwarzen Angriff, er sollte auf d6 stehen

      Schwarz hat also effektiv 2 Tempi zu wenig. Damit fehlt es dem schwarzen Angriff an Feuerkraft, deshalb ist die Variante in dieser Version nicht empfehlenswert.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Eine unterhaltsame Möglichkeit die Orang-Utan-Eröffnung zu beantworten ist das sogenannte Birmingham-Gambit.



      Eine Grundidee hinter diesem Gambit ist es den weißen B-Bauern auf die C-Linie abzulenken, von wo aus er einem Springer auf c6 keine Probleme mehr machen kann.



      und der Mehrbauer wird nicht ohne große Zugeständnisse zu halten sein.

      Ich habe in dieser Variante, die ich mir tatsächlich mal angeschaut habe, gerade auf Schacharena eine Partie gespielt, die zwar auf beiden Seiten nicht ganz fehlerfrei gespielt wurde, aber dennoch recht unterhaltsam war.

      Schacharena User vs Tom_Turbo


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    • Orang-Utan: Birmingham-Gambit

      Zu der Frage nach dem generellen Für und Wider der Orang-Utan-Eröffnung zitiere ich mal Marc Lang aus seinem Artikel "Kochrezepte gegen die Abseitsfalle":

      Natürlich gibt es auch zu dieser Eröffnung eine ganze Reihe von proweißen
      Büchern, die im allgemeinen etwa so gut recherchiert sind wie ein Artikel auf der Titelseite der BILD„Zeitung“.
      Dabei hat 1. b4 eine ganze Reihe von Nachteilen, wovon der schwerwiegendste ist,
      dass Weiß seine Karten zu früh auf den Tisch legt und früher oder später ein Tempo für die
      Deckung des vorgepreschten Bauern investieren muss. Zudem hat Schwarz im Zentrum völlig
      freie Hand und kann sich unter vielen möglichen Aufbauten ganz ungeniert für den
      entscheiden, der ihm persönlich am besten gefällt.

      In einem späteren Artikel ging er noch etwas mehr ins Detail:

      Sagen wir es mal so: Wahrscheinlich ist dieser Zug noch nicht ganz so affig wie sein Spitzname, "Orang-Utan-Eröffnung", und vermutlich auch nicht ganz so schlecht wie sein geistiger Bruder, das an der Mittelachse gespiegelte 1.g4?! Aber dennoch ist sein größtes Problem gleichzeitig seine forsche Natur: Er gibt schlichtweg zu viel Information preis, auf die der Nachziehende sich lange einstellen kann, ohne dabei irgendwie gestört zu werden. Auf das Beispiel einer mittelalterlichen Schlacht übertragen sind Züge wie 1.b4 in etwa so ähnlich wie folgendes Szenario: Zwei Heere stehen sich in einiger Entfernung jeweils auf einem gut einsehbaren Hügel gegenüber und sind bereit, loszuschlagen. Da entschließt sich einer der beiden Heerführer, einen Großteil seiner Armee auf Schildkröten zu setzen und - am besten noch unter lautem Kriegsgeschrei, damit es auch die Kurzsichtigen unter den Gegnern vernehmen - schickt sie zur linken Flanke, um einen Umgehungsangriff vorzunehmen. Das feindliche Heer kann diese Aktion von weitem gut sehen und hat alle Zeit der Welt, sich darauf vorzubereiten. Dabei muss es keinerlei Hektik walten lassen, da die langsame Geschwindigkeit der Schildkröten den nötigen Nachdruck etwas vermissen lässt. OK, das war jetzt vielleicht etwas zu viel Metaphorik, aber vom Prinzip her sind Züge wie 1.b4 genau solche "Schlachtfehler". Der Anziehende gibt seinem Kontrahenten bereits eine Menge an Information darüber preis, wie sein künftiger Aufbau aussehen wird: 1. Weiß wird versuchen (müssen), am Damenflügel Raum einzunehmen und dort weiter zu expandieren. Die lange Rochade ist schon mit dem ersten Zug fast ausgeschlossen. 2. Der weiße Damenläufer wird mit 100%iger Sicherheit auf b2 auftauchen. Das erscheint wie eine völlig offensichtliche Nebensächlichkeit, aber auch das ist ein "Abtreten von Information", denn Schwarz kann nun verschiedene Aufbauten in Betracht ziehen, die sich perfekt darauf einstellen wie etwa die Blockade des Läufers mit einem Bauernblock d6/e5 bzw. sogar f6/e5. Selbst Kleinigkeiten können dabei eine Rolle spielen, wie etwa der Umstand, dass Weiß wegen der fehlenden Möglichkeit Lc1-g5 kein gutes Druckspiel gegen einen etwaigen schwarzen Bauern d5 mehr aufziehen kann oder dass Schwarz selbst nach weißem c2-c4 problemlos seinen Damenläufer entwickeln kann, was in vielen Eröffnungen wegen der Möglichkeit Dd1-b3 nicht so ohne weiteres geht - hier ist die b-Linie jedoch geschlossen und der Bauer b7 hängt nicht. 3. Schwarz hat völlig freie Hand im Zentrum und kann es nach Belieben besetzen. Des weiteren wird früher oder später der Bauer b4 hängen, was den Weißen einen weiteren, nutzlosen Zug kostet (in der Regel a2-a3 oder b4-b5)



      Die Variante 1.b4 c5 wird von Marc Lang als "rechtsdrehende Konternuß" bezeichnet (sein Motto gegen Orang-Utan lautet ja: "Gebt dem Affen Zucker") und wie folgt fortgesetzt:



      Lang: "Wohl die kritische Stellung der ganzen Variante. Es scheint, als hätte Weiß keinerlei
      Hoffnung auf Vorteil; in erster Linie, weil Schwarz ständig Tricks gegen den ungedeckten
      Läufer auf b2 hat."
    • :D Ich hätte nicht gedacht, dass ein bekannter Analyst wie Lang sich mal des Birmingham-Gambits annimmt. Tolle Sache :) Dass er es als gut spielbar einstuft, so wie ich das herauslese, freut mich besonders.
      PS: Anmerken möchte ich, dass
      1

      (mit Doppelangriff auf König und den ungedeckten Läufer)
      Was ich in meiner Partie übersehen habe und was wohl Lang mit den angesprochenen "Tricks" meint.
      Bei 5.Lxe5 schaut die Variante so aus: 5...Sxe5 6.Sxe5 Ld4 (Doppelangriff auf den Turm und den ungedeckten Springer)

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von tom_turbo ()

    • Mir hatte seinerzeit einmal ein sehr starker Vereinskollege einen Tip gegeben, den ich bis heute praktiziere. 1. b4 c6 2. Lb2 a5
      Daraus entstehen für Schwarz relativ normale Stellungen die man gut spielen kann & nicht so seltsame Stellungstypen wie bei den Normalvarianten. Das schmeckt dann Weiß auch nicht so gut weil er den erwünschten Effekt einer äußerst seltsamen schwarzen Stellung nicht erreicht & er erstmal anders versuchen muß den Gegner irgend wie in den Griff zu bekommen.
      Der Vereinskollege ging sogar noch weiter in seiner Beurteilung! Er sah es bereits als eine Art Widerlegung an & meinte, Weiß kommt da nicht gut aus der Eröffnung heraus zum Mittelspiel. Er spielte aber viel besser als ich & ich glaube, es gibt davon auch Theorie für Weiß. Also {sollte} es ja wohl auch spielbar sein. Nur viele Weiße werden die passende Theorie davon vermutlich nicht kennen & bekommen deswegen Schwierigkeiten.
    • @ Grave
      Habe gerade den Bericht Nr. 47 entdeckt & gelesen.
      Ein Kollege von mir hat ein fotografisches Gedächtnis, was der 1x sieht oder liest behält er lebenslang. Der hatte mal ein recht dickes Buch b4 als es damals Mode war, in nur 6 Wochen komplett auswendig gelernt, Wort für Wort wohlgemerkt!
      Dann kam es paar Jahre später bei der Stadtmeisterschaft auf ein Zusammentreffen mit dem IM Igor Eismont, der nun leider nicht mehr lebt. Der soll sogar früher als Trainer mal den russischen Jugendkader trainiert haben, so weit ich hörte & hatte eine DWZ von ca. 2400 gehabt. Der Kollege hatte Weiß, spielte seinen Orang Utan gegen ihn & hielt immerhin das Spiel am Ende remis! Er selber ist ein 2100er Spieler.
      Jetzt spielt er auch nur selten mal b4, aber gegen dem IM machte er es mal weil er mit seinem enormen Wissen davon hoffte den IM noch in Schwierigkeiten bringen zu können.
      Zusammengefaßt kann man sagen, wer diesen Kram wirklich sehr genau kennt, der kann sogar damit Titelträger ins Schwitzen bringen, aber nur wenige werden das so genau kennen wie dieser Kollege. Das ist der Knackpunkt an der Geschichte.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Poffi ()

    • Orang-Utan: 1.b4 Sf6 2.Lb2 g6

      Selbst wenn Schwarz sich mit einem Fianchetto seines Königsläufers sehr zurückhaltend aufbaut, besteht für Weiß die Gefahr, daß seine Orang-Utan-Expansion am Damenflügel zwar dort einen Raumvorteil generiert, aber gleichzeitig auch gravierende Bauernschwächen hinterläßt, die sich im Endspiel von Schwarz ausnutzen lassen.

      Derzeit nehme ich an der Deutschen Seniorenmeisterschaft in Hamburg-Bergedorf Turnierseite teil. In der zweiten Runde wurde an meinem Nachbarbrett folgende Partie gespielt, in der die Nachteile des Orang-Utan von Schwarz schulmäßig ausgenutzt wurden:


      Seils, Ralf (1967, SF Nordost Berlin) - Schatz, Christian (2155, SV Würzburg)
      30. Deutsche Senioren-Einzelmeisterschaft 2018 - Gruppe Ü50
      Runde 2, 22.7.2018

    • Eine aufsehenerregende Orang-Utan-Partie wurde beim Vandoeuvre Open 2007 gespielt. Anna Rudolf besiegte mit Schwarz den 400 Elo höher angesiedelten französischen GM Christian Bauer und erspielte sich mit 6 aus 9 eine IM-Norm.

      GM Christian Bauer (2634) - Anna Rudolf (2293)
      Vandoeuvre Open, 2. Runde, 29.12.2007



      Nach ihren Erfolgen in den ersten Runden des Turniers wurde sie von drei Spielern – Oleg Krivonosov, Vladimir Lazarev und Ilmārs Starostīts – des Betrugs beschuldigt. Diese vermuteten, dass ihr Züge über ein als Lippenpflegestift getarntes Empfangsgerät übermittelt worden seien. Starostits verweigerte ihr sogar in der letzten Runde den Handschlag.

      Christian Bauer sagte in einem Interview nach dem Ende des Turnieres, daß er Anna zu keinem Zeitpunkt - weder während der Partie noch nach der Partie - des Betrugs verdächtigt habe. Die Analyse ihrer in Vandoeuvre gespielten Partien zeigte, daß die Vorwürfe haltlos waren. Dieser "Labello-Fall" ist ein Beispiel dafür, wie vorsichtig mit Betrugsvorwürfen umgegangen werden muß.


      agadmator erläutert die Partie: