Belgrader Gambit

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    • Belgrader Gambit

      Dieses Gambit ist sehr interessant , aber mir fehlen handfeste Ideen !

      Ich spiele immer so, das auf den Springern c6 und f6 druck entsteht ,aber komme niemals zu einer richtig geilen Stellung



      Ich kenne noch ne Partie von Freunden (beide 1600Dwz) . Da kam dies hier zustande. Weiss schlug unten ein und machte eine menge matt angriffe, die schwarz nicht überlebte



      1-0


      Könnte mir jemand mal die Pläne erklären?

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von DarkWingDuck ()

    • Das 2011 erschienene Buch von IM Andrey Obodchuk: The Four Knights Game - A New Repertoire in an Old Chess Opening enthält ein Kapitel über das Belgrader Gambit.

      Rezension von Rick Kennedy
      Leseprobe

      Die Leseprobe beschäftigt sich mit der Annahme des Gambits



      mit großen Verwicklungen.

      Wer sich die volle Dröhnung geben will, der kommt nicht um das Original herum:
      Bruce Monson: The Complete Guide to The Belgrade Gambit.
    • Die Variante ist in der Tat sehr interessant. Ich habe sie aus weißer Sicht genauer betrachtet.

      Es gibt vier gute Möglichkeiten für Schwarz zu antworten:

      a) 5...Sxd5
      b) 5...Le7
      c) 5...Sb4
      d) 5...Sxe4


      Die erste Möglichkeit wird selten gespielt und auch zurecht:



      Zu der Variante habe ich in meiner alten Datenbank, in denen Großmeistern beteiligt waren zwei Partien gefunden (Perez Candelario(2300)- De Vreugt (2511), 2000 und Chuprov (2531) - Kobylsky (2059), 2011)

      In einer wurde 11...Sc6 und in der anderen 11..cxd6 gespielt und in beiden Fällen hatte Weiß ein sicheres Plus.

      Allerings kann Schwarz mit 6...Sb4 verbessern:
      mit leichtem weißen Vorteil.


      b) 5...Le7

      so geschah in der Partie Sax-Karpov (1979) mit gleichem Spiel.

      c) 5...Sb4


      so geschah in der Partie Van Haastert-Golod (1998) mit ungefähr gleichem Spiel.

      d) 5...Sxe4 ist die interessanteste Möglichkeit und in meinen Augen die kritische Variante für das Gambit



      mit Dauerschach, allerdings ist die Variante für schwarz kaum spielbar, denn falls er auch nur einen Zug abweicht, steht er auf Verlust.

      Deswegen wird auch 12...Lg7 gespielt:

      in der Stellung hat Schwarz zwar einen Bauern mehr, allerdings steht Weiß aktiv. Trotz allem dem, sind die Chancen auf Gewinn zu spielen, natürlich geringer als die schwarzen Gewinnchancen. Die Schlussstellung ist meines Erachtens leicht besser für Schwarz.

      Alternativ kann Weiß im angenommenen Gambit noch 6.Lc4 spielen: mit ungefähr ausgeglichener Stellung.

      Allerdings kann Schwarz stärker spielen mit mit leicht besserer Stellung für Schwarz. Allerdings ist die Stellung besser einzuschätzen als das "schlechte" Endspiel in der 6.De2-Variante. Im Gegenzug dazu, kann Schwarz allerdings nur leichtes Spiel ausgleichen und nicht wie in der anderen Varianten z.B. mit Sc2+ fehlgreifen.


      Falls jemand eine Verbesserung für Weiß hat, postet Sie. Das abschließende theoretische Urteil ist, dass das Gambit nicht korrekt ist, allerdings Schwarz die Zugfolge genau kennen muss. Gegen unvorbereitete Gegner halte ich die Variante sehr gut, weil Sc2+ in den fast allen Varianten zu Verlust führt, allerdings verlockend aussieht.

      Ich suche noch nach Alternativen in der letzten Variante, damit sie spielbar ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von portaner () aus folgendem Grund: Im angenommenen Belgrader Gambit kann Weiß statt 6.De2 noch 6.Lc4 spielen...

    • Anstelle von 7.Sxb4 (? Monson) beschäftigt sich Bruce Monson in Kapitel 5 seines "Complete Guide" mit der Variante



      die eher im Geiste des Belgrader Gambits ist. Monson hält hier sowohl 9.Db3 als auch 9.a3 für aussichtsreich für Weiß. Zu beiden Zügen gibt er umfangreiche Analysen. Auch wenn die heutigen Engines in diesen Varianten schwarzen Vorteil sehen, so hat Weiß doch mit seinem Entwicklungsvorsprung erhebliche praktische Chancen, was durch die Erfolgsquote (61% für Weiß mit 7.c3 in der Megabase 2014) untermauert wird.
    • Schroeder schrieb:

      Anstelle von 7.Sxb4 (? Monson) beschäftigt sich Bruce Monson in Kapitel 5 seines "Complete Guide" mit der Variante



      die eher im Geiste des Belgrader Gambits ist. Monson hält hier sowohl 9.Db3 als auch 9.a3 für aussichtsreich für Weiß. Zu beiden Zügen gibt er umfangreiche Analysen. Auch wenn die heutigen Engines in diesen Varianten schwarzen Vorteil sehen, so hat Weiß doch mit seinem Entwicklungsvorsprung erhebliche praktische Chancen, was durch die Erfolgsquote (61% für Weiß mit 7.c3 in der Megabase 2014) untermauert wird.

      Würde die Varianten gerne mal sehen, wenn du das Buch hast gibt doch mal ein paar Beispielvarianten.
      9.a3 habe ich mir mit den Engines angeguckt und nach 9...cxb2 kommt Weiß tatsächlich Vorteil. Nach 9...Le7 und 9...Lc5 sehe ich kaum Chance für Weiß für die drei geopferten Bauern genug Spiel zubekommen.

      Aber vielleicht kannst du mich umstimmen. :)
    • Belgrader Gambit mit 5.-Sb4

      Ein spektakuläres Figurenopfer im Belgrader Gambit wurde beim German Masters der Frauen von Carmen Voicu Jagodzinsky gespielt:

      Voicu Jagodzinsky, Carmen (2247) - Klek, Hanne Marie (2265)
      German Masters Women, Magdeburg, 2. Runde, 24.7.2021



      Hanna Marie Klek kam also mit einem halben Pukt davon und sollte später das Masters mit 1,5 Punkten Vorsprung gewinnen.

      Woher die Idee des Läuferopfers 11.Lxh6!! stammt, berichtet Conrad Schormann in seinem Artikel Giftiges im Belgrader Gambit

      Hier kommentiert er die Partie im Video:

    • angenommenes Belgrader Gambit mit 5.-Sxe4 6.Ld3!

      In Posting 6 hat @portaner einiges zum angenommenen Belgrader Gambit (5.-Sxe4) geschrieben. Er hat dabei die beiden Hauptantworten für Weiß 6.De2 und 6.Lc4 betrachtet. In den letzten Jahren ist nun ein neuer interessanter weißer Zug aufgetaucht, nämlich 6.Ld3!.

      Der schwedische Großmeister Jonny Hector, der für Doppelbauer Kiel in der 2. Bundesliga spielt, bereicherte diese Variante vor 2 Jahren mit einem verblüffenden Vorstoß des h-Bauern (9.h4!?). Damit gelang ihm eine Glanzpartie gegen seinen jungen niederländischen Gegner, der seit 2022 ebenfalls den Großmeistertitel trägt.

      GM Hector, Jonny (2443) - IM Vrolijk, Liam (2478)
      GM-Turnier Kiel, 5. Runde, 5.10.2021



      TBG hat die Partie kommentiert:

    • Belgrader Gambit mit 5.-Sb4 6.Sxf6+ Dxf6 7.a3 Sc6 8.Ld3!

      Der etwas merkwürdig aussehende Springerausfall 5.-Sb4, mit dem der Belgrader Springer auf d5 ausgeräuchert werden soll, wird von dem Pionier des Belgrader Gambits, Bruce Monson, "the duelling knights variation" genannt. Schwarz zieht ohne Not eine entwickelte Figur ein zweites Mal, kann aber darauf verweisen, daß Weiß dies mit seinem 5. Zug ebenfalls getan hat. Eine etwas seltsame "tit for tat"-Logik, die aber einen gewissen Sinn ergibt. Immerhin hat 5.-Sb4 sich in den letzten Jahren zum Favoriten der Engines entwickelt und ist dementsprechend auch die Empfehlung diverser Buch- und DVD-Autoren wie z.B. des Theorie-Papstes Jan Gustafsson.

      Als weißer Belgrad-Spieler sollte man also verstärktes Augenmerk auf diese Variante werfen. Eine gute Antwort ist 6.Lc4, die Wahl von Carmen Voicu-Jagodzinsky, die diese Variante mit einem phantastischen Figurenopfer aufgepeppt hat - siehe Posting 12. Eine andere Möglichkeit ist das Schlagen auf f6 mit nachfolgendem a3 und Vertreibung des vorwitzigen schwarzen Springers. Dabei hat Weiß den Übergang in ein leicht besseres Endspiel im Sinn:



      Diese Variante ist etwas für die Freunde filigraner Endspieltechnik, die mit viel Geduld und ohne Verlustgefahr auf nur noch 2 mögliche Ergebnisse spielen wollen. Daniel Naroditsky stellt die Variante in seinem "Theory Speed Run" vor:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Belgrader Gambit mit 5.-Sxd5 - die Stammpartie

      Kurt Richter wurde wegen seines kompromißlosen Angriffsstils der "Scharfrichter von Berlin" genannt.
      Seine beste historische Elozahl betrug 2652. Diese erreichte er im Oktober 1942. In den Jahren 1943 und 1944 lag er zeitweilig auf Platz 15 der Weltrangliste. Den IM-Titel erhielt er im Jahr 1950.

      Im März 1938 nahm Richter an einem 7-rundigen Einladungsturnier in Berlin teil. Nach 5 Runden lag er mit 4 aus 5 in Führung. In der 6. Runde traf er auf Albert Becker, Professor der Sprachwissenschaft an der Uni Wien, der zu diesem Zeitpunkt 3 Punkte hatte. In dieser Situation spielte Richter ein völlig neues Gambit:

      Richter, Kurt Paul - Prof. Becker, Albert
      Deutsch-Österreichisches Schachturnier, 6. Runde, Berlin, 12.3.1938



      In der letzten Runde verlor Richter auch noch gegen Erich Eliskases und fiel auf den 5. Platz zurück, während Albert Becker mit einem weiteren Sieg Turniersieger von Berlin wurde.

      Kurt Richter hat unter dem Eindruck dieser vernichtenden Niederlage niemals wieder das Belgrader Gambit angefasst - er hat vermutlich nicht realisiert, daß er mit 8.De2! aus der Eröffnung einen veritablen Vorteil hätte herausholen können. Es dauerte deshalb bis 1944/45, als mehrere Belgrader Schachmeister, allen voran Mihailo Trajkovic, den Zug 5.Sd5 intensiv analysierten und dann auch in Turnierpartien anwendeten. Der Zug trägt deshalb völlig zu Recht den Namen "Belgrader Gambit".

      Bruce Monson gibt in seinem Buch einen ausführlichen historischen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Gambits im Belgrader Schachklub Ende des 2. Weltkrieges.