Sizilianische Verteidigung

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    • etwas schachgeschichte zum sizilianer

      Der schwarze Zug wurde das erste Mal im Jahre 1594 in einem Buch des Italieners Giulio Polerio (1548 bis 1612) erwähnt. Einige Jahre später gab der stärkste Spieler der damaligen Zeit, Gioacchino Greco (1600 bis 1634) aus Italien, der Eröffnung den Namen "il giuoco siciliano": "Die sizilianische Partie".

      Diese Verteidigung galt lange als minderwertig. So äußerte sich Siegbert Tarrasch (1862 bis 1934), einer der besten Spieler seiner Zeit, über die sizilianische Verteidigung so: "Gegen bestes Spiel führt sie zwangsweise zum Verlust". Aber die Zeiten haben sich gewandelt und heutzutage gilt Sizilianisch nicht nur als absolut vollwertige Verteidigung, sondern seit ungefähr 1950 ist sie eine der populärsten Eröffnungen überhaupt!

      "Früher haben die Leute Schach gespielt, heute spielen sie Sizilianisch" oder: "Wer das Wesen der sizilianischen Verteidigung nicht versteht, für den bleibt auch das Schachspiel als solches ein Rätsel."(Ksieski) sind Aussagen, die die Bedeutung der sizilianischen Eröffnung zeigen.

      Schwarz hat mit der Sizilianische Verteidigung bisher mehr Partien gewonnen oder verloren, als Remis gemacht. Denn die Sizilianische Verteidigung führt in der Regel zu einem harten Kampf! Die Remisquote ist geringer als bei anderen Eröffnungen. Dies beruht auf der asymmetrischen Bauernformation 1.e2-e4 c7-c5. Diese Tatsache erklärt auch, warum diese Eröffnung bei Spielern wie Fischer, Kasparov, Karpov, Kramnik und Anand so beliebt ist!

      Die sizilianische Verteidigung bietet sehr viele Möglichkeiten und Varianten. Die wichtigsten sind die folgenden: nach den Zügen 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1-f3 d7-d6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 hat Schwarz verschiedene Fortsetzungen. So führt 5...g7-g6 zur Drachenvariante, 5...Sb8-c6 6.Lc1-g5 zur Richter-Rauser Variante, 5...e7-e6 zur Scheveninger Variante und 5...a7-a6 zur Najdorf-Variante, wobei viele Übergänge zwischen den Systemen durch Zugumstellung möglich sind. Nach 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1-f3 e7-e6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 entsteht die zweite wichtige Ausgangsstellung. Nun führt 4...Sb8-c6 zur Taimanow-Variante. Auf 4...Sg8-f6 5.Sb1-c3 führt 5...Sb8-c6 zur Vierspringervariante und 5...d7-d6 wieder zur Scheveninger Variante. Schwarz kann aber auch 4...a7-a6 antworten.


      Weniger gebräuchliche Züge im 2.Zug für Weiss sind.: 2.Sb1-c3, 2.d2-d3, 2.g2-g3, 2.Sg1-e2, 2.f2-f4, 2.c2-c4 oder 2.b2-b3. Schwarz antwortet auf alle diese Züge am Besten mit 2...Sb8-c6. Auf 2.c2-c3, die Alapin-Variante, entgegnet Schwarz am Besten 2...d7-d5. Daneben gibt es noch das wilde Morra-Gambit 2.d2-d4 c5xd4 3.c2-c3 und das Flügelgambit 2.b2-b4.

    • Der OP sollte sich jedenfalls selbst fragen WO er diese Eröffnung anwenden will: Schnellschach oder reguläre Partien (Ligaspiele, Turnierpartien u.ä.)
      Dementsprechend sollte man sich 1-2 Abspiele unbedingt genauer anschauen; sich auskennen in den Plänen und den entstehenden Stellungen ist bei der unglaublichen Vielfalt an bekannter Theorie bei dieser Eröffnung bei Nicht-GM-Level Spielern beinahe unmöglich; trotzdem schadet es nicht sich die Stellungsbilder und Pläne des jeweiligen Abspiels etwas genauer anzuschauen.
      Wie im Vorpost bereits gesagt ist u.a. die Bauernraubvariante für Schwarz eine nicht of gespielte und deshalb überraschende Alternative für Schwarzspieler; insbesondere wenn man lange Rochaden bei Weiss im Sizilianisch nicht besonders mag ;)

      Ich gebe mal auszugsweise und ganz kurz die Variante hier an (wer genaueres wissen will muss eben recherchieren)

      'Erfinder' dieser Variante war R.J. Fischer und weitere bekannte Spieler u.a. Topalow und Kasparov.

      1.e4 - c5 2.Sf3 - d6 3.d4 - cxd4 4.Sxd4 - Sf6 5.Sc3 - a6 6. Lg5 - e6 7.f4 - Db6

      Diese Variante ist sehr scharf und kompliziert.
      Der frühzeitige Bauernraub scheint vertretbar und ist bis heute nicht widerlegt worden.

      8.Dd2

      Gilt momentan als der beste Zug. Weiss gibt sofort den Bauern preiss um keine Zeit zu verlieren und für den Entwicklungsvorsprung.
      Möglich sind auch andere Züge wie z.B. die sehr simple Falle 8.a3 - Dxb2??? 9.Sa4 mit Damenfang oder 8.Sb3, 8.Lxf6

      8. ... Dxb2 9. Tb1
      Anstelle Tb1 kann man auch Sb3 versuchen (Tb1 wird am meisten gespielt) mit der Drohung a2-a3 und Ta2 mit Damenfang, jedoch hat Schwarz nach 10.a3 den guten Zug 10. ... Sa5! zur Verfügung

      9. ... Da3 10.f5

      Mit diesem energischen Schlag versucht Weiss das Spiel in der Mitte zu öffnen um mehr Raum für seine Figuren zu schaffen.
      Andere Pläne wären z.B. 10.e5 - dxe5 11.fxe5 - Sfd7 12.Se4 und nun anstatt 12. ... h6 wäre zu versuchen 12. ... Dxa2!? 13.Tb3 - Da4 14.Le2 - Sc6 mit guten Perspektiven für Schwarz

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      Hier beende ich das Ganze da es nun etliche Verzweigungen gibt.
      Das Ganze dreht sich also um das Thema: ist der frühzeitige Bauernraub machbar bzw. ist der Entwicklungsrückstand für Schwarz hierbeiu vertretbar und kann Weiss das ausnutzen.
      Man wird sehen das es für Weiss gar nicht einfach ist den Entwicklungvorsprung in einen Vorteil umzumünzen.
      Wer also Alternativen zu Najdorf,Drachen etc. sucht sollte sich mal daran versuchen
      Das Ganze hier versteht sich lediglich als Anregung. :whistling:

      Gruss Heim

      PS:
      Im Schnellschach würde ich lieber generell Abspiele vermeiden die so Theorielastig sind wie die meisten Abspiele im Sizilianisch.
      Da würde ich lieber eine Stellung anstreben in der ich mich wohl fühle und die verwickelt ist - je mehr Figuren auf dem Brett bleiben desto besser.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Heimdall70 () aus folgendem Grund: was vergessen

    • Im Sizilianischen gibts nahezu unendlich viele Verzweigungen und das Ganze ist meiner Ansicht nach doch sehr theorielastig. In Mode gekommen ist in letzter Zeit, besonders bei IM und GM, 6. Le2 mit nachfolgenden f4 und g4 + h3 (oder sogar h4) und einer langen Rochade. Wird von Carlsen ab und an angespielt. Hohes Risiko für beide Seiten, die Damen begegnen sich vermutlich erst im Endspiel.
      Tipps und/oder ewig lange Zugfolgen kann ich dir, obwohl ich als Schwarzer gerne Sizilianisch spiele, leider nicht sagen, ich habe hier auf Schacharena auch nur ca. 1560 ELO. Schau aber mal auf Wikipedia nach, da haben die Haupteröffnungen (Spanisch, Italienisch, Englisch, Russisch, Sizilianisch usw.) alle einen jeweiligen Artikel mit den Plänen und Hauptvarianten. Ich hoffe, ich konnte dir helfen.

      Schönen Abend noch und Frohe Ostern!
    • Die Pläne im offenen Siziljaner hängen natürlich auch stark davon ab welche Nebenvariante Schwarz spielt. Man kann auch den Plan Le2 f4 h3 g4 denke ich nicht auf alle siziljansichen Varianten anwenden. Wenn man dem siziljanischen "Variantendschungel" aus dem Weg gehen will empfehle ich den Grand-Prix Angriff mit dem man noch relativ lange (bis DWZ 2100 rum meiner Meinung nach) mithalten kann. Morra und Flügelgambit sind sicherlich auch nicht schlecht , aber meiner Meinung nach kann man sich zumindest im realen Schach realtiv gut auf einen Gegner der eine dieser Varianten spielt vorbereiten.
    • Schroeder schrieb:

      In dem Artkel More than a Footnote: 2.-Qa5
      chesscafe.com/text/kaiss64.pdf
      stellt Stefan Bücker eine davon vor, nämlich die von Tarrasch stammende Fortsetzung 1.e4 c5 2.c3 Da5!?.


      mit 2... Da5 hab ich als schwarzer gute erfahrung! ich hasse es gegen 2.c3 zu spielen und hab das einfach mal ausprobiert. ich bin fast immer zum matt angriff gekommen, da in dieser variante die weißen figurn am damenflügel schwer zu entwickeln sind, v.a. wenn es so losgeht:
      und schwarz gewinnt raum und hat die bessere und schnellere entwicklung

      ente
    • Also bei Le2 von "direkt" zu sprechen, halte ich für überzogen. ;)

      Mir gefällt Sf3 nicht, weil da kann ich ja auch gleich normal sizilianisch spielen. Würde eher d4 probieren oder "direkt" d3 ziehen! =)

      Ich freu mich über Da5. :D
    • Das ist alles nur eine Frage der Definition. Mit direkt verbinde ich eine Abkürzung zu einer nachfolgenden Handlung. Also z.B.: Statt ein Opfer vorzubereiten, direkt zu opfern. Oder, das schachliche Thema verlassend, statt den Koffer zu packen, direkt los zu fahren.
      Und natürlich setzt du hier zwar den Läufer direkt auf e2, aber im Zusammenhang mit Lc4 ist der Zug nicht direkter, sondern im Gegenteil, du ziehst ja nur ein Feld, statt drei.

      Ich hoffe, du konntest einigermaßen folgen, wenn nicht, ist das auch nicht weiter tragisch. Soweit ich das mit meinen geringfügig vorhandenen Schachkenntnissen beurteilen kann, kann man hier gut Le2 spielen. (Aber eben nicht direkt. ^^)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von allaxxor ()

    • wirklich interessante analyse, die "blechbüchse" brauch ziemlich lang bis sie sieht, dass 9...0-0 ein klasse zug ist
      wenn weiß den turm auf a8 nicht nimmt, sondern Lf4 spielt ist die schwarze stellung zwar etwas besser, aba weiß kann sie halten

      ente
    • Vollkommen richtig lubar.

      Erstmal im Thread "Sizilianische Verteidigung" nachlesen und nicht wegen solch einer Bemerkung einen neuen Thread erstellen.

      MfG DIETIGERIN

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von DIETIGERIN ()