Philidor & Co

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    • Philidor & Co

      In GP2 (Best of) war neulich eine schöne Stellung einer Partie von "Schröder" vs. "MissGeschick" vom 09.11.10 eingestellt. Die Endstellung: weiß: Ke5, Ta7, d5; schwarz: Ke8, Tb6. Schwarz am Zug.
      Beide einigten sich auf remis. Beide können vorzüglich Schach spielen und erkannten, dass bei richtiger Spielweise von schwarz überhaupt keine Chance für weiß bestand, den Bauern zu permutieren.
      Im GP2 ???: Der VM (ein 2100er) und der SubVM (ein 2000er) zogen beide den schwarzen Turm von der der "tiefen"Verteidigungsidee (auch als Verteidigungskinie entlang der 6. Reihe bekannt) weg auf b1(anstatt banal Tc6 zu ziehen). Das bedeutet, weiß kommt mit Kf6 vor seinen Bauern und gewinnt.

      Ein herrliches Beispiel, dass von Turmendspielen viele schlicht und ergreifend null Ahnung haben.
      Philidor und Lucena: Zwei unbekannte Größen, die jeder kennen sollte, der behauptet, tatsächlich einen Stärke von 1600 und mehr ELO zu haben.

      Wer mag, erläutert diese beide Theorien/Hilfen/Regeln. 8)
    • ...dann sollten sie hier gelegentlich aufgefrischt werden...
      Ich beginne mal mit der Philidor-Stellung 1777

      Schwarz beginnt, (fast) jeder Turmzug auf der b-Linie hält Remis...

      Mit Weiß am Zug ist Schwarz jedoch verloren...
      Aus Karsten Müller / Grundlagen der Schachendspiele

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von e4e5f4exf4 ()

    • Es gibt noch eine Artverwandte Stellung beim KTB gegen KT wo man nur mit dem 'Brückenbau' zum Sieg gelangt. Da habe ich in einem Turnier mal erlebt wie ein 1900er das gegen einem 1700er zum remis vermurkste. Ein 1900er 'sollte' die Brückentechnik ja wirklich irgendwann mal gelernt haben.
      Ich habe leider momentan kein Stellungsbeispiel dafür zur Hand, war nur als Ergänzung gemeint.
    • ...und zum dritten Thema Bergers Remisstellung habe ich auch etwas gefunden. Es ist ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern, das trotz zwei isolierten Bauern Remis gehalten werden kann.


      Die weiße Festung ist uneinnehmbar...

      Berger - Kotlerman Archangelsk 1948

      Aus Karsten Müller / Grundlagen der Schachendspiele
    • Karstedt-Stellung

      Wenn in der Philidor-Stellung der Turm seinen Posten auf der 6. Reihe zu früh verläßt oder die 6. Reihe gar nicht erreichen kann, kann der verteidigende König seine Position vor dem gegnerischen Bauern nicht behaupten und wird zur Seite abgedrängt. Remischancen hat er nur dann, wenn er zur kurzen Seite ausweicht, damit der Turm von der langen Seite aus Schachs geben kann.

      Dieses Remisverfahren ist nach Karstedt benannt. Hier ein aktuelles Beispiel:

      Sciupokas (1971) - Valantiejus (2174)
      Litauische Meisterschaft Vilnius 2017



      Wie muß Weiß (am Zug) spielen, um Remis zu halten?
    • Die Lösung findet man auch bei Karsten Müller / Grundlagen der Schachendspiele. Toll, dass du dieses Verfahren auch angesprochen hast...Das ist bestimmt was für Hajoja...

      Na gut, Hajoja scheint keine Zeit zu haben, dann also mein Versuch:



      2. Kd1? verliert ...

      Aber das erklärt euch am besten Schroeder selbst. :whistling:

      Dieser Beitrag wurde bereits 23 mal editiert, zuletzt von e4e5f4exf4 ()

    • lichterMoment schrieb:

      In GP2 (Best of) war neulich eine schöne Stellung einer Partie von "Schröder" vs. "MissGeschick" vom 09.11.10 eingestellt. Die Endstellung: weiß: Ke5, Ta7, d5; schwarz: Ke8, Tb6. Schwarz am Zug.
      Beide einigten sich auf remis. Beide können vorzüglich Schach spielen und erkannten, dass bei richtiger Spielweise von schwarz überhaupt keine Chance für weiß bestand, den Bauern zu permutieren.
      Im GP2 ???: Der VM (ein 2100er) und der SubVM (ein 2000er) zogen beide den schwarzen Turm von der der "tiefen"Verteidigungsidee (auch als Verteidigungskinie entlang der 6. Reihe bekannt) weg auf b1(anstatt banal Tc6 zu ziehen). Das bedeutet, weiß kommt mit Kf6 vor seinen Bauern und gewinnt.

      Ein herrliches Beispiel, dass von Turmendspielen viele schlicht und ergreifend null Ahnung haben.
      Philidor und Lucena: Zwei unbekannte Größen, die jeder kennen sollte, der behauptet, tatsächlich einen Stärke von 1600 und mehr ELO zu haben.

      Wer mag, erläutert diese beide Theorien/Hilfen/Regeln. 8)

      ob man in der Spielstärke Turmendspiele nicht kennt, lasse ich mal dahin gestellt.
      Aber Sie zu kennen hilft ungemein, da gebe ich dir Recht und das habe ich zumindest hier in der Schacharena deutlicher erklärt bekommen als ib jedem Schachbuch.
      Liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht der Autodidakt bin.
      Dafür mal ein Dank an alle, die hier so interessante Thema aufmachen und mit Leben füllen.
      :thumbup:
    • Ich kann dir nur zustimmen Honsa, man muss hier auf der Schacharena die Juwelen aus dem großen Haufen von tauben Erz herausklauben, aber das ist ganz normal, im Bergbau ist es genauso. Wenn man sieht, wieviel Beiträge Schroeder hier schon gepostet hat, kann man ihm nur danken dafür. Und genau deshalb habe ich seinen anregenden Beitrag zur Karstedt-Stellung geliked, weil er diesen Thread praktisch abrundet, so dass in Zukunft Arenaspieler, die sich für diese Art von Endspielen interessieren, hier alles auf einem goldenen Tablett serviert bekommen, was sie ansonsten mühsam durch eigenes Literaturstudium hätten zusammentragen müssen.
    • In der gezeigten Stellung aus der Partie Sciupokas - Valantiejus hält einzig und allein 1.Te8! das Remis fest, wie schon ganz richtig von @e4e5f4exf4 in Posting 9 angegeben wurde.

      Wichtige Faustregel für die Karstedt-Stellung: Der Turm gehört hinter den gegnerischen Freibauern. Der Schwenk zur Seite wird erst dann gemacht, wenn der gegnerische Turm vor seinen eigenen Bauern (in diesem Falle nach e1) zieht.

      Sciupokas war mit diesen Feinheiten nicht vertraut und verlor die Partie nach 1.Th8?.

      Karsten Müller zeigt, wie die Partie verlief und wie die richtige Verteidigung funktioniert hätte: Karstedts Remis
    • Es kommt vor, daß die Philidor-Stellung bzw. die Karstedt-Stellung auch von sehr erfahrenen Spielern vergeigt wird, wie das folgende Beispiel aus dem Neckaropen 2014 zeigt. Zur Ehrenrettung von Schachfreund Zeller sei aber gesagt, daß die Partie zu diesem Zeitpunkt (96. Zug) vermutlich schon ca. 6 Stunden andauerte und er schon seit dem 26. Zug von dem venezoelanischen GM in einem Turmendspiel beackert wurde. Unter diesen Umständen ist wohl kaum jemand gegen ermüdungsbedingte Fehler gefeit.

      IM Zeller, Frank (2425) - GM Iturrizaga Bonelli, Eduardo (2635)
      18. Int. Neckaropen Deizisau, Runde 5, 19.4.2014
      Stellung nach dem 95. Zug von Schwarz