Vor 120 Jahren, am 31. Oktober 1892 wurde Alexander Aljechin in eine adlige Familie in Moskau geboren, von 1927 bis 1935 und von 1937 bis 1946 der vierte Weltmeister im Schach, dessen furioses Angriffsschach noch im Spiel von Mikhail Tal, Garri Kasparow und Alexej Shirow sein Echo findet. Schon in jungen Jahren zeigte sich sein dynamischer Stil mit einer Neigung zu spektakulären, exakt berechneten Opfern. Beim legendären Turnier in Sankt Petersburg 1914 wurde er hinter Emanuel Lasker und José Raoul Capablanca Dritter. Im Zuge der Oktoberrevolution 1917 geriet er ins Visier der Bolschewiken, hartnäckig hält sich das Gerücht, er habe im Gefängnis gegen Leo Trotzki eine Partie um sein Leben gespielt. 1920 arbeitete der Jurist Aljechin als Untersuchungsrichter, 1921 ging er über Berlin nach Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft er annahm. 1927 besiegte er in Buenos Aires den Weltmeister José Raoul Capablanca. Auf dieses Match hatte er sich intensiv vorbereitet und wurde von seinem Gegner zudem sträflich unterschätzt.
Zeit seines Lebens verweigerte Aljechin seinem geschlagenen Rivalen eine Revanche und wies obendrein das Ansinnen der 1924 gegründeten FIDE, die Weltmeisterschaft institutionell auszurichten, zurück, stattdessen verteidigte er „seinen“ Titel gegen vermeintlich schwächere Gegner. 1929 und 1934 gewann er überlegen gegen seinen ebenfalls emigrierten Landsmann Efim Bogoljubow, 1935 verlor er aber überraschend gegen Max Euwe. Diesen Lapsus kommentierte er mokant, er habe den Titel nur für zwei Jahre „ausgeliehen“, in der Tat gewann er den wohlweislich vertraglich zugesicherten Rückkampf 1937 gegen den Niederländer sicher. Dieser beschrieb sein Wesen wie folgt: „Als Mensch war Aljechin ein Rätsel. Sobald er Schach spielte, war er nur auf sich und das Spiel konzentriert, deshalb wurde er in Deutschland auch Allein-ich genannt. Er hatte keine wirklichen Freunde, aber viele Verehrer und Gleichgesinnte. Er hatte auch etwas Kindliches an sich.“
Inzwischen waren Aljechin neue Widersacher erwachsen, wie es beim AVRO-Turnier 1938 überdeutlich wurde, gegen Paul Keres, Reuben Fine und Mikhail Botwinnik hatte er klar das Nachsehen. Vor allem letzterer, der aufstrebende Stern des sowjetischen Schachs, drängte mit Macht auf ein Duell, das aber vom Ausbruch des II. Weltkriegs verhindert wurde. Erneut geriet Alexander Aljechin ins Getriebe der Politik, nach der Besetzung Frankreichs durch die faschistische Wehrmacht schwebte seine jüdische Ehefrau in ständiger Gefahr. Aljechin spielte Turniere im von Deutschland besetzten Teil Europas und verfasste bedenkliche Artikel über die Rolle der Juden im Schach. Anfang 1946 erreichte ihn eine erneute Herausforderung Mikhail Botwinniks, die er freudig annahm. Über den Vorbereitungen auf das Match, das in London stattfinden sollte, verstarb Aljechin nahe Lissabon, einsam, deprimiert und alkoholkrank. Er wurde in Portugal begraben, zehn Jahre später wurden seine sterblichen Überreste auf den Pariser Friedhof Montparnasse überführt.
Die zur Illustration seines mitunter überfallartigen Stils zitierte Partie gegen Efim Bogoljubow, Hastings 1922, ist streng genommen die Summe gleich dreier Spiele: mit der Eröffnung beginnt ein umständliches Manövrieren, das im Mittelspiel in ein Kombinationsfeuerwerk umschlägt, welches schließlich zu einem wie komponiert wirkenden Endspiel führt. Garri Kasparow kommentiert das ideale Schach seines großen Vorbildes schwelgend in seinem Buch Meine Großen Vorkämpfer. Band 2, Zürich 2004.
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1012099
Zeit seines Lebens verweigerte Aljechin seinem geschlagenen Rivalen eine Revanche und wies obendrein das Ansinnen der 1924 gegründeten FIDE, die Weltmeisterschaft institutionell auszurichten, zurück, stattdessen verteidigte er „seinen“ Titel gegen vermeintlich schwächere Gegner. 1929 und 1934 gewann er überlegen gegen seinen ebenfalls emigrierten Landsmann Efim Bogoljubow, 1935 verlor er aber überraschend gegen Max Euwe. Diesen Lapsus kommentierte er mokant, er habe den Titel nur für zwei Jahre „ausgeliehen“, in der Tat gewann er den wohlweislich vertraglich zugesicherten Rückkampf 1937 gegen den Niederländer sicher. Dieser beschrieb sein Wesen wie folgt: „Als Mensch war Aljechin ein Rätsel. Sobald er Schach spielte, war er nur auf sich und das Spiel konzentriert, deshalb wurde er in Deutschland auch Allein-ich genannt. Er hatte keine wirklichen Freunde, aber viele Verehrer und Gleichgesinnte. Er hatte auch etwas Kindliches an sich.“
Inzwischen waren Aljechin neue Widersacher erwachsen, wie es beim AVRO-Turnier 1938 überdeutlich wurde, gegen Paul Keres, Reuben Fine und Mikhail Botwinnik hatte er klar das Nachsehen. Vor allem letzterer, der aufstrebende Stern des sowjetischen Schachs, drängte mit Macht auf ein Duell, das aber vom Ausbruch des II. Weltkriegs verhindert wurde. Erneut geriet Alexander Aljechin ins Getriebe der Politik, nach der Besetzung Frankreichs durch die faschistische Wehrmacht schwebte seine jüdische Ehefrau in ständiger Gefahr. Aljechin spielte Turniere im von Deutschland besetzten Teil Europas und verfasste bedenkliche Artikel über die Rolle der Juden im Schach. Anfang 1946 erreichte ihn eine erneute Herausforderung Mikhail Botwinniks, die er freudig annahm. Über den Vorbereitungen auf das Match, das in London stattfinden sollte, verstarb Aljechin nahe Lissabon, einsam, deprimiert und alkoholkrank. Er wurde in Portugal begraben, zehn Jahre später wurden seine sterblichen Überreste auf den Pariser Friedhof Montparnasse überführt.
Die zur Illustration seines mitunter überfallartigen Stils zitierte Partie gegen Efim Bogoljubow, Hastings 1922, ist streng genommen die Summe gleich dreier Spiele: mit der Eröffnung beginnt ein umständliches Manövrieren, das im Mittelspiel in ein Kombinationsfeuerwerk umschlägt, welches schließlich zu einem wie komponiert wirkenden Endspiel führt. Garri Kasparow kommentiert das ideale Schach seines großen Vorbildes schwelgend in seinem Buch Meine Großen Vorkämpfer. Band 2, Zürich 2004.
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