Was ist die Basis der Bauernkette?

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    • Was ist die Basis der Bauernkette?

      Den Satz "Mann muss eine Bauernkette an der Basis angreifen" hab ich schon oft gehört. Nur ist mir immer noch nicht klar, was die Basis ist.

      Als Beispiel habe ich die Bauernkette b2-c3-d4-e5 aus der französischen Eröffnung. Dabei wird mit c5 die Basis d4 angegriffen. Solange c3 nicht gespielt ist, ist es für mich auch verständlich, dass d4 die Basis. Ich habe aber gedacht, dass nach c3 b2 die neue Basis bildet.

      Für mich gibt es jetzt die drei Möglichkeiten:
      1. b2 ist die Basis, weil er der "unterste" Bauer der Kette ist
      2. b2, c3 und d4 sind Basen, weil sie einen Bauern decken
      3. d4 ist die Basis, weil er den "obersten" Bauern deckt.

      Bitte klärt mich mal auf, damit ich in Zukunft weiss, wo ich angreifen soll ?(

      quercus
    • Im Französichen musst du druck auf den Bauern d4 aufbauen. Natürlich gibts auch Varianten wo dies anders ist aber Grundsätzlich wie es ist der Vorstoß Variante der Fall ist wird der d4 angegriffen.
      Grundsätzlich ist die Aussage "Mann muss eine Bauernkette an der Basis angreifen" meiner Meinung nach totaler Quatsch
    • Bei der Kette b2-c3-d4-e5 ist b2 ja relativ schwer angreifbar, während d4 beim Franzosen durch c5, Springer und Dame angegriffen ist. Nach c5xd4 und c3xd4 ist die Kette unterbrochen und d4 wäre dann wiederum die neue Basis.

      Nachdem die Bauernkette an einer beliebigen Stelle aufgebrochen wurde, entsteht eine neue Basis. Darum habe ich die Frage ja gestellt. Wenn in dem Beispiel b2 die Basis ist, warum wir dann d4 weiter angegriffen und auch geschlagen?
    • Beim Kampf ums Zentrum geht es oft darum, die gegnerische Bauernkette zu zerstören. Das gilt besonders in vielen Franzosen, in denen Weiß e5 gespielt hat, aber auch z.B. in der Vorstoßvariante im Caro-Kann.

      Dafür gibt es grundsätzliche mehrere Ansätze, einer davon ist die bekannte Faustregel "Greif die Kette an der Basis an". Damit ist der hinterste Bauer der Kette gemeint, der eben nicht von Kollegen gedeckt werden kann und deswegen oft, aber eben nicht immer, einen Schwachpunkt darstellt. Gerade im Vorstoßfranzosen ist b2 (wie du schon bemerkt hast) nur schwer zugänglich.
      Deswegen muss Schwarz nach anderen Wegen suchen, die weiße Bauernkette zu unterminieren. Eine beliebte Option ist dann eben ein zeitiges cxd4, wodurch die Kette in zwei kleinere zerschlagen wird. Die vordere Kette (e5/d4) hat nun die Basis d4, was natürlich ein Ziel ist, das man besser angreifen kann (weil es zentral liegt). In der modernen Bauernstrategie sieht man auch immer häufiger Beispiele, in denen die Bauernkette von vorne angegriffen wird, z.B. mit f6. Ein Vorteil ist dabei natürlich, dass man im Einflussbereich der eigenen Figuren agiert, was die Schlagkraft erhöht. Häufig hat Weiß dann keine Wahl, als mit exf6 die Spitze seiner Bauernkette aufzugeben und damit Linien für Schwarz zu öffnen. Außerdem bekommt der Nachziehende langfristig die Option, den Vorstoß e6-e5 durchzusetzen (was im Franzosen allgemein als hinreichend für den Ausgleich gilt).

      Zusammenfassend hat die Faustregel, Bauernketten an ihrer Basis anzugreifen, natürlich ihre Berechtigung. Wie jede andere Regel hat aber auch sie ihre Grenzen und sollte nicht sklavisch befolgt werden.
    • Ja, der gute alte Nimzo. Mit seinen Büchern hab ich in meiner Jugend viele verregnete Nachmittage verbracht und mich immer gefragt, was in den Köpfen der Schachgrößen eigentlich wirklich vor sich geht.

      Hättest du den ollen Aaron vorgestern persönlich nach der Basis der Bauernkette fragen können, quercus, du würdest heute noch mit geröteten Augen fasziniert vor ihm sitzen und ihm dabei zuschauen, wie er mit wachsender Begeisterung noch eine Stellung auf's Brett baut, mit funkelnden Augen den Finger hebt und sagt: "Vergessen Sie alles, was Sie bisher gehört haben. In diesem Falle befindet sich die Basis der Bauernkette nämlich verblüffenderweise...hier" Dann würde er auf irgendein Feld zeigen, auf dem gar kein Steinchen steht und dir geduldig erläutern, warum in diesem speziellen Fall alles ganz anders ist.

      Nimzowitsch war schon einzigartig. Er hat manch widerlegbares Zeug erfunden (Stichwort Überdeckung), aber auch manches entdeckt, was vielen Zeitgenossen bis dahin völlig verborgen geblieben war.
    • Neben den Sätzen "Wenn Du die Eröffnung des Gegners nicht kennst, besetze das Zentraum" und "schlage nur, wenn es Dir einen Vorteil bringt" habe ich diesen Satz schon öfter von Trainern gegenüber jugendlichen Anfängern gehört. Diese Sätze werden mit einer gewaltigen Wichtigkeit vermittelt, dass ich alter Mann mit meinen paar Jahren Schacherfahrung nicht wagte nachzufragen (Zumal ich nur als Gast zuhören durfte).

      Mir ist schon klar, dass es für diese Aussagen genügend Ausnahmen gibt. Ganz davon abgesehen, dass sie nicht immer einfach umszusetzen sind. Auf jeden Fall kann ich jetzt auch wichtig gucken, wenn dieser Satz wieder fällt. :)