Weltmeisterschaft 2012 der Frauen

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    • Powerchess in Khanty-Mansiysk, Anna Ushenina (2452) schubst Antoaneta Stefanowa (2491) vom Brett. In der sogenannten Chamäleon-Variante der Slawischen Verteidigung des Damengambits erzielte die anziehende Ukrainerin zunächst einen behaglichen Raumvorteil. Die Bulgarin suchte mit Schwarz früh die Konfrontation im Zentrum und wurde von einem Springeropfer ihrer Gegnerin offenkundig überrascht. Anna Ushenina schuf sich in den sich anschließenden Verwicklungen einen furchtbaren Freibauern, der rasch bis c7 vordrang und Antoaneta Stefanowas Figuren lähmte. Durch ein verzweifeltes Gegenopfer eines Springers entblößte diese ihre Königsstellung vollends, vor die Alternative Damenverlust oder Matt gestellt, gab die Ex-Weltmeisterin schließlich rechtzeitig auf. Tusch!

      Durch diesen überzeugenden Sieg führt Anna Ushenina im auf vier Partien angesetzten Finale mit 2:1, holte sie morgen ein Remis, wäre sie die erste Ukrainerin auf dem Weltmeisterinnen-Thron. Antoaneta Stefanowa muss morgen ab 10:00 MEZ mit den weißen Steinen unbedingt gewinnen, um die Verlängerung zu erreichen. Sollte es dazu kommen, würde die neue/alte Weltmeisterin am Samstag ausgespielt werden. Die Schachfans können sich auf ein packendes Finale des Finales einer an Überraschungen wahrlich nicht armen KO-WM freuen. Die Titelträgerin in spe wird bereits im kommenden Jahr in einem Match gegen die in Khanty-Mansiysk geschlagene Championesse Yifan Hou spielen müssen. Partie im Houdini-Check, Kommentare, Videos und mehr unter chess2012.ugrasport.com
    • Powerchess in Khanty-Mansiysk zum zweiten, heute mit umgekehrten Vorzeichen. Antoaneta Stefanowa bewahrt kühlen Kopf und holt den bestellten Sieg gegen Anna Ushenina auf den Punkt genau. Die Bulgarin duckt sich nicht weg, sondern stellt sich der Eröffnung (Slawische Verteidigung des Damengambits), mit der gestern die Ukrainerin auf der anderen Seite des Brettes triumphierte. Nach einem nervösen Geplänkel eingangs des Mittelspiels zieht Anna Ushenina etwas zu sorglos, vielleicht schon in trügerischer Vorfreude auf das entscheidende Remis, um plötzlich in einer aufgerissenen Königsstellung sich wieder zu finden. Der Mattangriff Antoaneta Stefanowas hat etwas Lehrbuchhaftes, besonders beeindruckend ist die thematische Wirkungslosigkeit des schwarzen Sg6 bei der Verteidigung. Nun ist das best case Szenario Wirklichkeit geworden, morgen geht es in die Verlängerung. Da capo!

      Noch ein letztes Wort zum Veranstaltungsort. Nichts gegen Sibirien und den just eingezogenen Winter, dort ist es bei jetzt stark fallenden Temperaturen und bleibendem Schnee sicher malerisch und stimmungsvoll. Warum aber findet die gerade laufende Werbung für das Schach nicht an prominenterer Stelle statt, etwa im Moskauer Kaufhaus Gum oder in der Petersburger Eremitage? Warum müssen die beiden Spielerinnen in einer verwaisten Mehrzweckhalle sitzen und nicht in einem Hotel unter den Blicken nicht nur der Internetgemeinde, sondern der zahlreichen Schachfans vor Ort? Nun gut, an der Vermarktungspolitik des Königlichen Spiels durch die FIDE sind im Lauf der Jahrzehnte schon ganz andere Geister verzweifelt. Erfreuen wir uns an einem Finale mit aufregenden Partien, dessen Ausgang weiterhin und wieder offen ist. Partie, Videos, Kommentare und Winterbilder unter chess2012.ugrasport.com
    • Die WM wird im Endspiel entschieden, weißer Rauch über Khanty-Mansiysk. Habemus magistrae novae - Anna Ushenina ist die neue Weltmeisterin. Die Ukrainerin holte sich den Titel in der ersten Runde des Tiebreaks, der nach dem 2:2 aus den vier Finalpartien mit regulärer Bedenkzeit notwendig geworden war. In beiden heutigen Schnellschachpartien gegen ihre Opponentin Antoaneta Stefanowa aus Bulgarien stand erneut die Slawische Verteidigung des Damengambits zur Diskussion. Anders als in den Runden drei und vier des Finales kam es diesmal nicht zum spektakulären Schlagabtausch, zu groß war offenbar auf beiden Seiten die mitlaufende Furcht, sich in taktischen Stellungen mit zu wenig Zeit nicht aufrecht halten zu können.

      In der ersten Partie der Verlängerung kam ein seltenes Vier-Läufer-Endspiel aufs Brett, allerdings waren zu wenige Bauern vorhanden, als dass eine Spielerin einen Vorteil hätte sich verschaffen können. Die zweite Partie mündete in ein Endspiel mit zunächst vier und dann noch zwei Türmen, in dem Anna Ushenina mit Weiß über zwei verbundene Freibauern verfügte. Antoaneta Stefanowa wehrte sich tapfer und spekulierte bei allseits knapper Zeit auf die tückische Remisbreite bei Turmendspielen, gab aber angesichts der präzisen Technik ihrer nervenstarken Nach-Nach-Nach-Nachfolgerin auf dem WM-Thron im 94. Zug auf.

      Glückwunsch an Anna Ushenina und Dank an alle 64 Spielerinnen im Feld für die spannende Unterhaltung der vergangenen Tage und Wochen. Die abschließenden Partien der WM samt weiterer Impressionen unter chess2012.ugrasport.com

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