Junge Anekdoten aus 3. Perspektive

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    • Junge Anekdoten aus 3. Perspektive

      Gerade beim Schulschach ist alles möglich.
      Ein Turm Vorsprung ist noch kein Sieg und ein Bauer Vorsprung nur gut fürs Ego ;) .
      Die Spieler, welche häufig nicht im Verein sind und einfach aus dem Bauch herraus spielen
      nehmen die Partien manchmal auch nicht ganz ernst. Umso nervöser und genervter sind
      die Betreuer der Mannschaften, welche im Hindergrund Einsteller, Kombinationen und Mattzüge sehen
      und sich dennoch zurückhalten müssen.
      In den letzten 5 Jahren, welche ich dieses nervenaufreibende Amt nun inne habe ist so manches passiert.
      Von einigem will ich euch hier teilhaben lassen.

      Mein erstes Turnier von "der anderen Seite"
      Januar 2009. Erstmals habe ich die Verantwortung für die Schachmannschaften
      meiner Schule übernommen und reise mit 3 Mannschaften zu den Bezirksmannschaften in Stuttgart.
      Meine 5. Klässler waren als einzige Mannschaft ihrer Altersklasse schon für die nächste Runde qualifiziert und
      durften zur Übung in der Wettkampfklasse 3 (8. und 9. Klasse) antreten.
      Die etwas Älteren spielten in ihrer Wettkampfklasse 4 und ich selbst (damals gerade 18 geworden) trat mit einer Mannschaft in der Wettkampfgruppe 1 an.
      Der erste Schock vor Ort: Die Wettkampfgruppen 1 und 2 spielten im Obergeschoss, die "Kleinen" im EG. Für mich war also Rennen angesagt...
      Ankommen, Meldezettel abgeben und einen Platz zum Sammeln suchen, alles wie geplant. Dann der Blick auf den Spielplan.
      Oh Schreck :S die Frischgebackenen Deutschen Meisterinnen spielen in der WK 4, da sie in der WK Mädchen schon qualifiziert sind.
      Mal schauen was dieser Tag noch bringt...
      Die ersten 2 Runden verlaufen ereignislos, Aufstellung gemacht und dann selbst gespielt.
      Zeit für den ersten Zwischenstand:
      Die Kleinen gewinnen Runde 1 und spielen 2:2 in Runde 2 und sind Tabellenführer (gegen 4 Jahre ältere :!: )
      und die WK 4 sieht auch gut aus.
      In Runde 3 habe ich spielfrei und bleibe bei meiner WK 4, welche nun gegen die deutschen Meisterinnen spielen.
      Relativ schnell gingen Brett 1 und 3 verloren und mir schwand Übles... Doch völlig überraschend geht Brett 4 an uns und auch auf Brett 2
      geht es schon aufs Endspiel zu.
      Dame, 2 Bauern und König gegen Turm,3 Bauern und König, die Sensation des Tages bahnt sich an.
      Am Brett nun schon 10 Zuschauer und die Anspannung wächst.
      Doch dann plötzlich schlägt er mit der Dame den gedeckten Turm der Gegnerin und ich halte den Atem an.
      Plötzlich 2 Bauern gegen 3 und nur noch 5 Minuten auf seiner Uhr.
      Doch durch die bessere Entwicklung bringt er seinen Bauern durch und holt sich.... einen Turm :pinch:
      Mein Herz bleibt fast stehen, am liebsten will ich laut aufschreien.
      Noch 2 Minuten auf seiner Uhr und er fängt an seelenruhig die Bauern vom Feld zu nehmen.
      Noch 60 Sekunden: T+K vs. K
      (haben wir das trainiert?, weiß er was zu tun ist?)
      Noch 30 Sekunden: der König ist am Rand gefangen
      20 Sekunden jetzt noch 2 Züge.
      MATT
      er hat es geschafft, 2:2 ein Unentschieden ist uns gelungen.
      Gleichzeitig ein 3:1 der Ganz kleinen gegen die Jungs der selben Schule und
      ein leicht säuerlicher Ausdruck der Mannschaftsbegleiterin.
      Ich braucht erstmal ne Pause und setzte Runde 4 aus :)

      Bald mehr, falls erwünscht.

      Sein Kommentar übrigens, warum Turm und nicht Dame genommen hat:
      "ich habe mit König Dame 3mal Patt gesetzt, jetzt wollt ich matt setzen, dass geht mit Turm einfacher"
    • Heute geht es um den wohl wahren Grund, warum sich Trainer/Betreuer nicht in Partien einmischen dürfen

      Übereifriger Trainer und verständislose Spielerin...
      März 2012 Meine Mäddels haben es geschafft, erstmals standen sie im Württem. Schulschachfinale.
      Durch einen Sieg 4 Tage zuvor bei der nordwürttem. Meisterschaft gingen wir als kleine Favoriten ins Turnier.
      Unsere härtesten Gegner in der Runde zuvor hatten nochmal "aufgerüstet" und uns 3:1 in der ersten Runde
      besiegt.
      Da nur die 1. plazierte Mannschaft zu den dt. Meisterschaften fahren darf mussten wir auf Patzer hoffen.
      In Runde 3 nun der Eklat, wir führten die Partie mit 2:1 und nur noch das 3. Brett wurde ausgefochten.
      Quali vor aber zeitlich knapp wollte ich, dass meine Spielerin Remis bietet, doch als Betreuer durfte ich ja nichts sagen.
      Ich suchte die Halle also nach meiner Spielführerin ab und erklärte ihr mein Vorhaben.
      Sie gng auch direkt zur Spielerin hin und erklärte ihr, dass uns die Mannschaftspunkte wichtig sind, und sie doch bitte
      Remis bieten soll. Die Spielerin schaute uns verwirrt an und spielte weiter.
      Ich konnte nicht mehr an mir halten und redete auf sie ein, was ich eig. ja nicht durfte...
      Doch sehr verwirrt und irritiert bot sie vor dem nächsten Zug ihrer Gegnerin Remis.
      Diese nahm sehr erleichtert an, der Grund dafür sollte sich mir auch gleich zeigen...
      Meine Spielerin war relativ fertig mit den Nerven und meinte zu mir:" Wieso sollte ich ihr Remis bietet, dieser Zug hier ist doch matt?!"
      Ich schaute mir die Stellung an und musste eingestehen, dass ich diesen 1-Züger völlig übersah :( .

      Wie man sich vorstellen kann, wird diese Geschichte heute gerne von meinen Spielern wieder aufgewärmt, sollte ich mir auch nur anmaßen länger als ein paar Sekunden auf ihr Brett zu schauen...
    • Grasflecken an der himmelblauen Hose beim Turnierschach ??

      Hey Patrick,

      deine Geschichten finde ich höchst amüsant, bitte mach so weiter. :D

      Mit einer kleinen Geschichte kann ich hier auch einen Beitrag leisten.

      Vor einem Jahr habe ich eine Jugendabteilung in unserem Verein aufgebaut. Die Truppe besteht aus 7 Buben 10-12 Jahre und einem Mädchen. Seit letzten Herbst spielen wir in der D- Klasse und haben auch schon Turniere besucht.
      Im letzten Sommer nahmen wir an einem Schnellturnier nach Schweizersystem 7 Runden und 15 Min. Bedenkzeit teil. Es kam wie es kommen musste, in der 5. Runde wurden die Vereinskollegen Sebastian und Marek gegeneinander ausgelost. Beide hatten bis zu diesem Zeitpunkt 3 Punkte auf dem Konto und lagen damit aussichtsreich im Rennen.
      " Wir spielen remis" sagte einer der beiden, worauf der andere sofort zustimmte. " Das tut keinem weh und wir bleiben mit vorne" war der dazu gehörige Kommentar. Ich bat die beiden um einen fairen Kampf ohne Absprachen. --- Vergeblich--- " Wir spielen remis war die Antwort von beiden.
      Das Spiel begann und bereits nach wenigen Zügen hatte Marek die Dame eingestellt. "REMIS" forderte er und streckte Sebastian die Hand entgegen. Sebastian lehnte ab und verwies auf mich. " Wir sollen fair und ohne Absprachen spielen" antwortete er cool. Kurz danach und einem weiteren Figurenverlust gab Marek auf und verlies mit Tränen den Saal, während sich Sebastian mit einer Triumphgeste von Platz erhob. Ich gratulierte Sebastian zum Sieg und verfolgte nicht gutes ahnend Marek auf dem Weg aus dem Saal.

      Draussen vor der Halle war eine große Rasenfläche, mitten darauf saß Marek und lies ein paar Tränen kullern. Verlieren gehört zum Schachspielen dazu, versuchte ich ihn zu beruhigen. "Nein das war unfair wir hatten remis abgesprochen, ich spiele nichtmehr mit." Alles zureden von mir half nichts, Marek lies sich vorerst nicht umstimmen.

      Mittlerweile waren noch mehr Kinder auf die Wiese gekommen, einer hatte einen Ball dabei und ein munteres Fussballspielchen begann. Marek hatte nur noch Augen für den Ball und es dauerte nicht lange bis er sich ins Getümmel warf und munter mitspielte. Im Fussball war Marek mindestens so gut wie im Schach, bereits kurz nach seiner Selbsteinwechselung erzielte er ein Tor und lies diesem noch eins folgen.

      Nach cirka 20 Minuten wurde die nächste Runde eingeläutet. Auch der neue Fussballstar trat wieder zu Schachspiel an und holte noch einen Punkt. Zum Schluss belegte Sebastian den geteilten 7. Platz und Marek den 11. Platz von 26 Teilnehmern.

      Alle waren happy.

      Nur Mareks Mutter fragte mich nach unserer Rückkehr : " wie können denn beim schachspielen Grasflecken an die himmelblaue Hose von Marek kommen "

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von modau ()

    • Was man nicht im Kopf hat muss man in den Beinen haben...

      oder auch: Wnn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen.

      2 Wochen nach meinem 18. Geburtstag fuhren ein paar meiner Kids und ich zum Ba-Wü Pokal im Schulschach nach Neuenbürg.
      Es war mein letztes Turnier als aktiver Spieler, da ich danach die Schule wechselte, zumindest als Schüler...
      Da ich keinen Führerschein habe fuhren wir ÖPNV, was von Stuttgart aus ein echtes Abenteuer ist.
      Wenn man mit mir fährt wohl erst Recht...
      Um 8 Uhr war Abfahrt mit der U-Bahn in Feuerbach und bis dahin lief auch noch alles planmäßig, doch dass sollte sich bald ändern...
      Nach dem wir 2 Stationen mit der Bahn gefahren sind, der erste Schreckmoment: Wo sind die Schulbescheinigungen?
      Ich habe sie doch schon am Tag zuvor extra aus der Schule mitgenommen und... in die falsche Tasche gepackt ;(
      Also alle aussteigen und zurückfahren, zum Glück hatte ich 20 Min. Zeitpolster fürs Frühstück eingeplant (dass war dann erstmals futsch).
      Schnell heim, Umschlag geholt und wieder los. 1 Minute vor Abfahrt des IRE noch schnell reinhüpfen und geschafft.
      Zumindest bis ich die Fahrkarten suchte.
      Ich hatte sie am morgen noch schnell aus dem Automaten gelassen, aber wohin gepackt ?(
      Das Kommando war klar, notfalls raushüpfen an der nächsten Station und neue kaufen...
      Nach entloser Suche wurden sie dann aber doch noch gefunden ( wer hat die bloss in das Münzfach meines Geldbeutels getan :cursing: )
      2 Stunden später kamen wir dann in Neuenbürg an und alles ging seinen normalen Turniergang. Mal gewonnen, mal verloren aber viel Spass gehabt.
      Bis plötzlich ein Spieler fehlte 8| . Ich also los, wo kann er nur sein? Das Gelände war nicht sehr klein und in Panik vernünftige Ideen zu haben scheint wohl nicht meine
      Stärke zu sein. Am Ende sass er in der Cafeteria und mampfte in aller Ruhe seine Maultaschen (so sind wir Schwaben halt ;) )
      Seine Großeltern, welche wohl in der Nähe wohnen wurden mir auch noch gleichvorgestellt und dann mussten wir schon wieder an die Bretter hetzen...
      Als alles vorbei war und ich mit allen Schülern wieder in Stuttgart ankam dachte ich mir nur, gut dass dies mein letztes Turnier war.
      Dass ich 6 Wochen später eine Mail bekommen sollte, mit der Information, dass der Lehrer welchen ich das Schuljahr über als Leiter vertreten hatte nicht mehr zurückkommt
      aus seinen Sabbatjahr, davon ahnte ich zum Glück noch nichts...
    • Trampen nach Spanien

      Erstmal möchte ich sagen, dass dieser Thread eine sehr gute Idee ist . :thumbsup:

      Jetzt zu meiner Geschichte:
      Ein Vereinskamerad erzählt uns beim Training oft Geschichten von seiner Zeit als Lehrling und einem gewissen Rudi.
      Dieser hatte das Lebensmotto "Schlafen unter freiem Himmel bringt 200 DWZ-Punkte mehr."
      Einmal spielte besagter Rudi ein Open mit und entschloss sich nach dem Turnier spontan, einen 14-Jährigen im Gepäck, von Bebenhausen aus per LKW nach Spanien zu trampen. Sie fanden tatsächlich einen Fahrer, der sie mitnahm. In Spanien machten sie dann 3 Tage Urlaub und schliefen z.B. am Strand :sleeping: . Als der Urlaub dann zu Ende war, stellte sich die Frage nach der Rückfahrt. Nachts fuhren sie dann mit einem Zug,der eigentlich nicht mal auf dem Fahrplan stand, zurück nach Deutschland. Dann so gegen kurz vor 2 Uhr morgens gingen sie noch ins Freibad für die morgentliche Wäsche, die während des Urlaubs leider ausfiel, um dann nach ein wenig Schlaf um 9 Uhr noch ein Punktspiel mitzuspielen und zu gewinnen. :thumbup:
      Ich weiß nicht ob das alles wirklich so passiert ist, aber ich finde die Geschichte trotzdem toll.

      MfG
      Unkreativ3

      PS: Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen !

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