Sizilianisch: Najdorf-Variante mit 6.Le3 (Englischer Angriff)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Sizilianisch: Najdorf-Variante mit 6.Le3 (Englischer Angriff)

      Neben 6.Lg5 ist seit vielen Jahren der englische Angriff die populärste Spielweise gegen Najdorf:



      Weiß plant die lange Rochade und ggfs. einen Bauernsturm am Königsflügel. Garry Kasparov hat einmal über Nigel Short sinngemäß gesagt: "Short ist ein Idiot, er hat nur eine einzige Idee gegen die Najdorf-Variante, nämlich den englischen Angriff. Unglücklicherweise ist diese Idee sehr gut."

      Eine Modellpartie aus weißer Sicht (Adorjan - Ribli), in der der weiße Angriff sehr schnell durchschlägt, wird von Daniel King hier gezeigt:



      Bei der Juniorenweltmeisterschaft in Athen gelang Niclas Huschenbeth in dieser Variante ein Schwarzsieg gegen den Norweger Benjamin Arvola, den er auf seiner Homepage unter U20 Weltmeisterschaft (3) im Video kommentiert.

      GM Daniel King ist bekanntermaßen ein leidenschaftlicher Najdorf-Anhänger. In dem Video



      zeigt er seine drei schönsten Schwarzsiege mit der Najdorf-Variante, wobei er viele grundsätzliche Ideen und Prinzipien erläutert. Seine Liebe zu dieser Eröffnung wird in allen Kommentaren sehr deutlich... Pflichtvideo für Najdorf-Spieler!
      Daniel King hat in seiner Powerplay-Reihe auch eine Najdorf-DVD herausgebracht. Ein Erfahrungsbericht von Jürgen Gersinska dazu: Warum nicht Najdorf?

      Daniel King kommentiert auch die z.Zt. laufende Schacholympiade in Istanbul. In Round 1 Play of the Day zeigt er die Partie Jakovenko, Dmitri (2736) - Fernandez, Francis (2289) aus dem Kampf Russland - Dominikanische Republik, in der Weiß mit dem englischen Angriff erfolgreich war.


      1-0

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • In der ersten Runde des Tata Steel Turnieres in Wijk aan Zee versuchte Boris Gelfand als Schwarzer sein Glück mit der modernen Behandlung des englischen Angriffs, bei der er durch den Zug h7-h5 einem weißen g2-g4 zuvorkommt.



      Sein Gegner Fabiano Caruana zeigte mit glänzender Technik die Schattenseiten dieses Aufbaus auf und siegte in 30 Zügen. Die kommentierte Partie findet sich hier: Sehr munterer Auftakt in Wijk
      Auch Daniel King hat sich dieser Partie angenommen: Tata 01: Many mistakes, many wins

      Auch in der 6. Runde der Olympiade wurde eine sehenswerte Partie mit dieser Variante des englischen Angriffes (mit schwarzem h7-h5) gespielt, und zwar im Kampf Finnland - Frankreich: IM Mikael Agopov - GM Romain Edouard. Andrew Martin kommentiert diese Partie sehr ausführlich in 2012 Chess Olympiad Istanbul: Round six

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Eine oft diskutierte Stellung im Englischen Angriff entsteht nach den Zügen:



      Weiß hat hier 2 Möglichkeiten:

      a) 12.g5

      Die alte Hauptvariante. Sie wurde soeben in der 3. Runde des FIDE Grand Prix in Taschkent gespielt:

      Radjabov, T. (2726) - Vachier Lagrave, M. (2757)
      Kommentar: GM Alejandro Ramirez





      b) 12.Tg1

      Dieser subtile Zug (anstelle des sofortigen 12.g5) wurde von Vishy Anand in die Turnierpraxis eingeführt. In dem laufenden FIDE Grand Prix in Taschkent bediente sich auch Fabiano Caruana in seiner Weißpartie gegen Maxime Vachier-Lagrave in der 2. Runde dieses Zuges. MVL zeigte sich glänzend vorbereitet und gewann die Partie mit Schwarz. Diese eröffnungstheoretisch bedeutsame Partie wird von Daniel King hier kommentiert:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Schroeder ()

    • Im derzeit laufenden Sinquefield Cup in St. Louis bekommen wir dramatisches Kampfschach, Zeitnotschlachten, aber auch viele faszinierende neue Eröffnungsideen zu sehen. Der Weltmeister zeigte gegen Wesley So ein "Meisterstück in positionellem Spiel". Im englischen Angriff gegen So's Najdorfvariante errang er unter Bauernopfer eine weißfeldrige Dominanz und schuf eine Modellpartie für die Lehrbücher:

      Carlsen, Magnus (2853) - So, Wesley (2779)
      Sinquefield-Cup, St. Louis, 27.8.2015



      Die Partie wird in St. Louis: Carlsen gewinnt, Topalov verliert von GM Alejandro Ramirez kommentiert. Auch GM Daniel King hat sich diese Partie als sein "Play of the Day" unter die Lupe genommen.

      Auch GM Jan Gustafsson kommentiert im Video diese Partie: Sinquefield Cup, Runde 5: Carlsen schließt zur Spitze auf

      Bemerkenswert ist, daß die drei Kommentatoren sehr unterschiedlicher Meinung zu der Stellung nach 17.Lc4 sind: Während King und Ramirez So's Zug 17.-Sd7 loben, ist Gustafsson der Meinung, daß dieser Zug der Anfang der schwarzen Probleme sei, und daß Schwarz besser mit 17.-d5 den Mehrbauern sofort hätte zurückgeben sollen.
    • Ich habe mich in der letzten Woche ein bisschen mit dem Englischen Angriff im Najdorf mit Schwarz auseinandergesetzt.
      Und habe einen ganz interessanten Zug gefunden und zwar nach:
      Ich finde diese Variante sehr konkret und wüsste gerne warum im 6.Zug e5 die Hauptvariante ist und warum Sg4 nicht so populär ist.

      Liebe Grüße

      Linda_die_Dame :)
    • Tja, schwer zu sagen: wahrscheinlich Tradition und die Angst vor einem zerstörten Königsflügel
      mit deutlicher Angriffsmarke auf g5. Dabei wurde wohl auch noch nicht der Smirnovsche
      Grundsatz befolgt, daß h6 und g5 immer richtig sind, falls möglich.

      Der PC analysiert: 10. h3 Se5
      11. Dd2 Sbc6
      12. 0-0-0 Sxd4
      13. Dxd4 Le6
      14. Kb1 0-0
      15. De3 Tc8
      16. f4 gxf
      17. Lxf4 Da5
      18. Lxh6 Txc3
      19. bxc3 Lxh6
      20. Dxh6 Tc8
      21. c4 Db4
      22. Kc1 Dc3 mit schwarzem Gewinn.
    • Hallo Linda _die _ Dame,

      warum sollte weiß 7.Lg5 spielen? Wie spielt schwarz weiter, wenn weiß einfach seine Entwicklung vorantreibt und 7. Lc4 spielt?

      Ich empfinde 6.Sg4 als einen Tempoverlust in der Eröffnung.

      Der Entwicklungsvorsprung von weiß ist enorm.

      Gruß Medusa

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von medusa ()

    • Nach Tausch auf e3 muß Schwarz natürlich e6 ziehen und kommt dann rechtzeitig zur kurzen Rochade.
      Die Stellung ist danach trotz Entwicklungsvorsprungs ausgeglichen. Sollte Schwarz e5 besetzen können
      hat er m.E. die besseren Perspektiven.


      Zudem ist Lg5 psychologisch vollkommen normal. Niemand läßt sich gerne seine wichtigste Figur
      - zumal mit Doppelbauern - abtauschen. Der PC gibt Lc1 als Alternative an, aber da kam er ja gerade her.
    • Zuerst mal danke für die vielen Antworten :)
      @medusa falls
      Hier hat Weiß seinen wichtigen Läufer einfach hergegeben und hat einen Doppelbauer und die offene f-Linie ich glaube aber nicht, dass dies genug ist um den "Läuferverlust" auszugleichen. Daher ist Lg5 die normale Reaktion.

      @duke1968 mir ging es eigentlich um die 6.Le3 Variante, da mit 6.f3 auch andere Stellungen entstehen können.

      @Reiner2 danke für deine Ansicht dieser Eröffnung. Und mit welchem Programm/Schachcomputer(Tiefe) hast du diese Stellung analysiert? Habe es hier mal nachgespielt:
    • Ich würde übrigens prinzipiell empfehlen, sich bei Eröffnungen an die Theoriebücher zu halten und sich nicht mit einem reinen Schachprogramm auf die Eröffnungen vorzubereiten. Es hat sicher seine Gründe, warum es so gespielt wird; ein Hauptgrund ist wahrscheinlich, dass man ganz einfach in der Eröffnung den Springer nicht unbedingt zweimal ziehen sollte, auch wenn man damit einen zweiten Läuferzug provoziert. Das Ziel der Eröffnun ist es eine solide Stellung zu erreichen von der aus man ordentlich ins Spiel einsteigen kann
    • 6.-Sg4 ist neben 6.-e5 und 6.-e6 einer der drei schwarzen Hauptzüge gegen den Englischen Angriff. Der Zug wurde von der ganzen jetzigen Schachelite (inclusive Carlsen) schon gespielt, auch Kasparov hat sich häufig dieses Zuges bedient. Die aktuellste Partie auf Top-Level stammt von der diesjährigen Schacholympiade aus dem Kampf Lettland - Niederlande:

      Shirov, Alexei (2673) - Giri, Anish (2755)
      Schacholympiade Baku 9.9.2016

    • Die Eröffnungsengine spielt für mich keine wesentliche Rolle, hauptsächlich solange laufen lassen, bis das Programm zu seinem Ende gekommen ist;
      vor allem die Seitenverzweigungen beachten und sich dann Zug für Zug vortasten. Ein aktuelles Schachbuch ist nicht schlecht, aktuelle
      Großmeisterpartien sind besser.

      Generell ist Schach ja wenig überraschend Kopfsache. In einer normalen Partie bis zu einer Spielstärke von vielleicht 2200 wird sich der Gegner
      langsam entwickeln - es sei denn, du spielst gegen ein 16jähriges Wunderkind mit phänomenalen Theoriekenntnissen - und dann seine Eröffnungs-
      und Mittelspielziele gemäß übergeordneten Prinzipien durchzusetzen versuchen. Aktionismus ist eher nicht das Ding der meisten "gesetzteren" Spieler.

      Hier spielt der Gegner e4 und muß damit ohnehin einen Riesenwust an Eröffnungen halbwegs beherrschen, nach 3. d4 liegt aber das Heft des Handelns
      bei Schwarz. Als Weißer wäre ich von Sg4 daher immer irritiert, insofern ich diese Stellung nicht schon häufiger gespielt hätte. Sg4 greift die Zentralfigur
      des künftigen Angriffs an und ist solide. Das psychologische Moment ist bei Schwarz, insofern du nicht gerade gegen einen Spitzenspieler antrittst.
    • Ein wesentlicher, bis jetzt nicht genannter Punkt, ist die "Remisvariante".


      Weiß kann einfach mit dem Läufer zurückziehen, wonach Schwarz nicht wirklich was besseres als Sf6 bleibt. Wenn einem ein halber Punkt reicht kein Problem, jedoch spielen die Leute, wenn sie mit 1...c5 Eröffnen, eher auf Gewinn. Somit bräuchte man mit Schwarz eine Alternative, falls man auf Gewinn spielen muss. Des weiteren könnte Weiß die Zugreihenfolge ändern (wie oben schon angeschnitten wurde), indem nach Sg4, Lc1 Sf6 einfach f3 nebst Le3 folgt. Damit sind Varianten mit frühem f4 eher schlecht spielbar, jedoch spielen die meisten sowieso auf f3+g4.

      @Reiner2:
      18.Lxh6 ist schwachsinn. 18.Sd5 und alles bleibt offen. Da kann die Engine net allzu lange an gewesen sein, da der Computer solch taktische Fehler eigentlich immer schnell bemerkt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Chesswizzard ()

    • Gegen 7...Sc6 spiele ich doch kein f3 ;)

      Sowohl 8.h3 als auch 8.Le2 erscheinen mir als gute Züge für Weiß. Die Stellung ist zwar ausgeglichen, jedoch spielen die meisten Najdorfspieler keinen klassischen Sizi 8)

      Zugfolge aus Najdorf heraus


      Zugfolge aus dem klassischen Sizi heraus


      Des weiteren ist dieser Aufbau nicht der, den die meisten Najdorfspieler gegen die h3-Varianten haben wollen.

      Aus dem Englischen Angriff heraus
      (diese variante ist nicht forciert, jedoch entsteht unterm Strich meistens eine solche Struktur)


      aus'm h3-Najdorf heraus
      (net zwangsläufig die beste Variante, erneut geht es um die Struktur der weit vorgerückten Bauern des Weißen am Königsflügel und die ungefähre schwarze Figurenaufstellung).


      Im Vergleich eine der beliebtesten (wenn nicht inzwischen die beliebteste Variante) gegen h3



      Die oberen beiden h3 Varianten sind sich prinzipiell ähnlich, jedoch würde ich z.B. wenn möglich nie eine solche Struktur eingehen, sondern die untere mit e5 und h5



      Ich behaupte nicht, dass Weiß irgendwo besser steht, jedoch liegen die enstehenden Stellungen nicht jedem Najdorfspieler
    • Am letzten Bundesligawochenende brachte Peter Leko im Duell zweier Najdorf-Experten eine interessante Neuerung in der in Posting 2 erwähnten Variante des englischen Angriffs (mit schwarzem 8.-h5).

      Leko, Peter (2679) - Areshchenko, A. (2645)
      Bundesliga 2017/18, Runde 6, 10.12.2017
      Deizisau - Bremen, Brett 5



      Peter Leko kommentiert diese eröffnungstheoretisch wichtige Partie: