Die ausrichtende Zürcher Schachgesellschaft schreibt in ihrer Pressemitteilung, dass die Zurich Chess Challenge 2014 das stärkste Turnier der Schachgeschichte sei wegen des bislang nicht erreichten Eloschnittes von 2801 Punkten. Nun ja, rein mathematisch mag das stimmen, aber die Elozahlen unterliegen seit ihrer Einführung im Jahr 1970 einer stetigen Inflation. Mir fallen aus dem Stegreif einige Turniere ein, bei denen die seinerzeitige Weltelite am Start war (Petersburg 1914, AVRO 1938, Curacao 1962, Linares 1993, Mexico 2007, London 2013) und bei denen faszinierendes Schach gezeigt wurde. Ich finde die laute Rede vom „stärksten Turnier der Schachgeschichte“ aus der Marketingperspektive verständlich, aus schachlicher Sicht aber albern - einfach weil sich einzelne Epochen schwer vergleichen lassen und neben der relativen Elozahl der Teilnehmenden auch andere Kriterien zur Bestimmung der Qualität eine Rolle spielen: Rundenzahl, eingesetzte Börse, Dramatik des Verlaufes, Qualifikation für einen WM-Kampf etc. Wenn überhaupt, lässt sich die Klasse eines Turniers nur retrospektiv ermitteln. Ich freue mich mehr auf das Traditionsturnier in Wijk aan Zee, das am 10. Januar beginnt.

Für mich persönlich ist und bleibt Hastings 1895 das stärkste Turnier der Schachgeschichte:

en.wikipedia.org/wiki/Hastings_1895_chess_tournament

Eine solche Vielzahl hochkarätigster Teilnehmer in einem Turnier über 21 Runden (!) zu vereinen,
wird wohl nie wieder gelingen.

HaJo

witzig, dass nach der menge an hin-und-her-gewinnerei am schluss quasi das eloranking rausgekommen ist ... das sah nach den ersten beiden runden noch völlig anders aus. eine interessante und kurzweilige art, das turnier zu eröffnen, wie ich finde. bin gespannt, was die partien in den folgenden tagen so zeigen werden.