1.e4 - "Best by Test"?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • 1.e4 - "Best by Test"?

      Der Mathematiker und Ökonom Matthew Wilson hat sich mit der Frage beschäftigt, ob es aus statistischer Sicht einen besten Eröffnungszug gibt. Sein Ergebnis: Bobby Fischer hatte recht, 1.e4 performt um 0,2 Prozentpunkte besser als 1.d4, und das Ergebnis ist statistisch signifikant. Große praktische Bedeutung hat das allerdings nicht, und kaum ein d4-Spieler wird sich die Mühe machen, allein wegen der Aussicht auf schlappe 0,2% höhere Punktausbeute sein Repertoire auf e4 umzustellen.

      Die Artikel von Wilson sind für Statistikinteressierte höchst lesenswert:

      1.e4 – "Best by Test"? (Part 1)
      1.e4 – "Best by Test"? (Part 2)
    • Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell man seine Schlussfolgerungen aus Statistiken zieht. Der Zusammenhang zwischen der Wahl der Eröffnung und der Punkteausbeute mag statistisch signifikant sein, das belegt allerdings nicht, dass e4 ein besserer Eröffnungszug ist.

      Es gibt schöne plakative Gegenbeispiele: Der Kauf eines Regenschirms ist schlecht für Deine Gesundheit. Man kann das jedes Jahr im November statistisch hochsignifikant beobachten: Kaum steigt der Verkauf von Regenschirmen, werden die Leute krank.

      Interessant ist auch der xy-Plot, bei dem von der Gründung der Stadt bis heute die Zahl der Prostituierten gegen die Zahl der Priester aufgetragen sind. Die Korrelation ist hochsignifikant, aber was folgt daraus? Richtig, gar nichts...

      Das erste Problem, das ich bei der Eröffnungsstatistik sehe ist, dass die Grundgesamtheit der Daten vorsortiert ist. Die Spieler wählen ihre Eröffnung selbst, evtl. sind dynamische, taktikgeübte und damit bessere Spieler eher geneigt, e4 zu ziehen. Wenn man testen möchte, welche Eröffnung besser ist, sollte man einer ordentlichen Stichprobe von Spielern die Eröffnungswahl aufdrücken, ihnen vorher genug Zeit geben, die Theorie zu lernen und dann erst eine Statistik führen.

      Wenn man übrigens glaubwürdig klingend erzählen kann, dass Erdbeereis ungesund ist, wird man genau das anschließend statistisch nachweisen können: Die Gesundheitsapostel essen dann keins mehr und die sind bei besserer Gesundheit. Wieder das Problem vorsortierter Basisdaten.

      Fazit: Ich genieße Statistiken mit größter Vorsicht und überlege mit 3x, was man daraus ableiten kann und was nicht. Und ich spiele 1. d4 :)