Französisch: Klassisches System mit 4.-h6 (Carlsen-Variante)

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    • Französisch: Klassisches System mit 4.-h6 (Carlsen-Variante)

      Nach 1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 antwortet Schwarz fast immer mit einem der drei Züge

      4.-Lb4 (Mc Cutcheon-Variante)
      4. dxe4 (Burn-Variante)
      4.-Le7 (klassische Hauptvariante)

      Zu allen drei Möglichkeiten gibt es eigene Threads hier im Eröffnungsforum. Seit einigen Jahren gibt es jetzt eine vierte Möglichkeit, die das Interesse der Schwarzspieler auf sich gezogen hat: 4.-h6. Die Idee dabei ist, mit 5.L-f6 Dxf6! 6.exd5 Lb4 einen Bauern zu opfern.

      Das wurde von Magnus Carlsen in einigen Schnell-/Blitzpartien gespielt und von einer ganzen Reihe anderer Spieler (u.a. Matthias Blübaum, Vladimir Kramnik, Alexander Morozewitsch und Jorden Van Foreest) übernommen. Im Chessbase-Magazin 213 untersucht GM Sergey Grigoriants diese Variante: Französisch á la Carlsen und kommt zu dem Ergebnis, daß Schwarz für seinen Bauern ausreichende Kompensation erhält. Die Variante ist also beileibe keine Eintagsfliege und wird sich vermutlich ihren festen Platz in der Eröffnungstheorie neben den drei anderen Hauptzügen erkämpfen.


      Hier ein Partiebeispiel:

      Anton Guijarro, David (2651) - Bluebaum, Matthias (2639)
      Online Olympiade, 1. Runde, 9.9.2021

    • Beim "Superbet Rapid & Blitz" konnte Magnus Carlsen in den ersten 6 Runden keine Partie gewinnen (-1, =5) und lag in der unteren Tabellenhälfte. Was tut man in einer solchen Situation? Man packt das Carlsen-Gambit aus, und schon geht es wieder aufwärts:

      Deac, Bogdan-Daniel (2700) - Carlsen, Magnus (2853)
      Superbet Rapid & Blitz, Warschau, 7. Runde, 23.5.2023

    • Die Partie hatte ich teilweise live gesehen. Nach 27. Tc1 natürlich nicht Lxa2, weil Ta1 folgt (der Springer verhindert Td2) und die a-Bauern verschwinden. Mit Le6 spielt Carlsen auf Druck und mit Ziel Gewinn. Dachte, dies führt zu einem richtig schönen langen "pressing" Spiel von Carlsen, wofür er bekannt ist. Aber bereits 28. f3 war falsch; der Computer empfiehlt 28. a3 und Ta1 (oder umgekehrt), damit der Läufer den Bauern nicht mehr angreifen kann. Dann erhält Schwarz Druck und Raumvorteil im Zentrum, aber die Partie würde dauern. So ging das Erreichen klaren Vorteils schnell (fast geschenkt). Evtl. war Weiß in Zeitnot.
    • Ja, Deac hatte vor seinem 28. Zug nur noch anderthalb Minuten auf der Uhr.

      Aus Eröffnungssicht ist die kritische Stellung die nach 14.c3 (statt Deacs 14.Dxd4). Sergey Grigoriants analysiert dazu in seinem oben verlinkten Artikel die folgende Partie, in der Matthias Blübaum präzise Verteidigung demonstrieren mußte, um den halben Punkt unter Dach und Fach zu bringen:

      Vokhidov, Shamsiddin (2521) - Bluebaum, Matthias (2647)
      Lindores Abbey Tal Memorial, Riga, 13. Runde, 8.11.2021

    • Französisch: Klassisches System mit 4.-h6

      Einer der Topspieler, die die Gambitvariante 4.-h6 in ihr Repertoire aufgenommen haben, ist der niederländische Großmeister Jorden Van Foreest. Vor einem Jahr spielte er in der 1. Runde des "Titled Tuesday" mit Schwarz gegen einen (ihm vermutlich unbekannten) FIDE-Meister und packte das Gambit aus. Was er nicht wußte: ihm saß auf der weißen Seite ein ausgewiesener Experte dieser Eröffnung gegenüber.

      FM William Graif hatte kurz zuvor ein Video zu diesem Gambit gemacht: A brand new crazy gambit that's actually good?!. Hier die Partie der beiden Gambitexperten, im Video vom Sieger kommentiert:


      FM Graif, William (2305) - GM Van Foreest, Jorden
      Titled Tue (Late], 1. Runde, 25.10.2022



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